Es gibt eine überarbeitete Version dieses Artikels in meinem neuen Blog: Judas Iskariot – Teil 1: Was bedeutet der Name Judas Iskariot?
Judas ist die griechische Form von Juda, einem Stammvater der zwölf Stämme Israels (1Mos 29,35 / 35,23). Deshalb war der Name sehr häufig in Israel: es gab z.B. noch einen Apostel (Judas Thaddäus) und ein Bruder von Jesus (Mk 6,3) und viele andere (Apg 5,37 / 9,11 / 15,22) , die so hießen.
Zur Klarheit trägt der Judas, der Jesus verraten hat, den Beinamen „Iskarioth“. Iskarioth ist höchstwahrscheinlich hebräisch (isch karioth) und bedeutet „Mann aus Kerioth“ – ein Ort in Judäa (Josua 15,25).
Dafür spricht auch die nähere Beschreibung von Judas Vater Simon – aus Karioth:
Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf. (Johannes 6,71)
Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. (Johannes 13,26)
Damit war Judas der einzige Judäer unter den zwölf Jüngern gewesen, die nach den NT-Berichten sonst alle aus Galiläa stammten (vgl. „ihr Männer von Galliläa“ in Apg 1,11).
Alle anderen Erklärungsversuche sind unwahrscheinlich!
Beim wissenschaftlichen Bibellexikon im Internet „wibilex“ heißt es zum Beinamen:
„Gelegentlich wird der Beiname als Charakterisierung seiner Tat verstanden, das Wort Iskarioth wird dann von aramäisch sakar = ausliefern oder schaqar = lügen verstanden. Die philologische Problematik dieser Deutung besteht darin, dass die Endung –oth nicht erklärt werden kann.
G. Schwarz hat den Beinamen von aram. qarita = Stadt (Jerusalem) abgeleitet (Schwarz, 8-12). Auch dies ist unwahrscheinlich: bereits Markus hätte sie trotz seiner sonst nachweisbaren Aramäisch-Kenntnisse nicht mehr verstanden. Auch hat diese Ableitung in frühchristlicher antijüdischer Polemik keine Rolle gespielt.
Gelegentlich wird der Name von einer Zugehörigkeit des Judas zu den sog. Sikariern her gedeutet, zu einem Kreis von antirömischen Widerstandskämpfern, die auch vor Mordtaten an ihren innenpolitischen Gegnern nicht zurückschreckten. Allerdings müsste man dabei für den Anfang des Beinamens eine Umstellung von Sik- zu Isk- vornehmen. Auch entspricht es nicht dem typischen Verhalten dieser Widerstandskämpfer, der notgedrungen mit der römischen Besatzungsmacht kooperierenden Hohenpriesterschaft zuzuarbeiten.
Als die wahrscheinlichste Erklärung gilt immer noch die Deutung als Ortsangabe: Judas, Mann (איש) aus Kerioth in Judäa.“
Wer Interesse an weiteren Spekulationen zum Namen hat, wird hier (http://en.wikipedia.org/wiki/Judas_Iscariot#Etymology) fündig.
Dieser Artikel gehört zur Reihe „Alles über Judas Iskariot„.