Nach langer Zeit habe ich jetzt vor die Serie „Alles über Judas Iskariot„ mit den letzten Artikeln zur Verantwortung von Judas abzuschließen.
In diesem Artikel geht es um die Vorherbestimmung und Verantwortung des Judas Iskariot. Wir lesen:
18 Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir ißt, wird mich verraten. 19 Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem andern: Bin ich’s? 20 Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. 21 Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. (Markus 14,18-21)
Vgl. Joh 6,64 oder 13,21-30: Offensichtlich wusste Jesus schon ganz klar vorher, dass Judas Iskariot ihn verraten würde! Bedeutet das Vorherwissen aber zugleich eine Vorherbestimmung? Hat Jesus oder Gott der Vater Judas Iskariot als Verräter ausgewählt / vorherbestimmt?
Gottes Vorherbestimmung passt uns Menschen nicht. Wie kann ein gütiger / liebender Gott Menschen vorherbestimmen? Egal welche Einwände unser Verstand vorbringt, es ist und bleibt eine biblische Lehre, die in der Souveränität Gottes begründet liegt:
Alles steht unter Gottes Kontrolle und Macht. Gott hat einen Plan mit dieser Welt, den er durchzieht (Heilsgeschichte).
Z. B. erwählt Gott sich ein Volk – Israel – um sich ihm besonders zu offenbaren und es zu retten.
Wir beten „dein Wille geschehe“ oder wie die erste Christengemeinde in Apg 4,28 gebetet hat im Sinne von „es geschieht was du vorher beschlossen hast“.
Gott rettet wen er will: 2Mos 33,19 / Röm 9,15-16. Die Gläubigen sind „Auserwählte“ vor der Schöpfung der Welt: Eph 1,4-6+11-12 / Mt 24,22.31 / Apg 13,48 / Röm 8,33 / 1Petr 1,1-2!
John Piper hat 1993 ein Gedicht zu Judas Iskarioth verfasst (leider auf englisch :-)):
For generations without shame Iscariot had been a name In Kirioth that everyone Could trust, until the only son Of Simon came of age and broke His father’s heart. The common folk Had thought it strange that Simon stayed Unmarried after Mary laid Her fevered head on Simon’s chest And died before her swollen breast Gave one day’s milk. He never told His parents why, nor did they scold Or press him for another wife. For thirty years he lived his life A widower with one great goal: To love his son and save his soul. No one but Simon knew what she Had said that night. It was a plea, And full of boding pain. She said, „I fear, my love, that we have bred A child of woe. And I have dreamed A dream this night wherein it seemed That something out of the abyss Is here, and if he should but kiss, It would mean death. O Simon, what Have I brought forth, and we begot? What evil deed and endless blot Upon the name Iscariot?“
He held her in the candlelight And fearful quietness all night.
„Dear Simon, can you see the dawn?“ „Not yet. The night is not yet gone.“ „For me it is,“ she said, „and O, That I could take the boy and go! Or second best: that he had not Been born! O love, no matter what He does . . . or is, do not despair Or sink in utter gloom, or bear What is not yours to bear. Come near. Think not that you have failed, nor fear That God’s unworthy of your trust, Or that in this he is unjust.“ Gedicht zu Judas Iskarioth [Lyrik] weiterlesen →
Ich habe einige Predigten zu Judas Iskariot gehört. Hier sind drei, die mir (vielleicht nicht in allen Aussagen) aber insgesamt ganz gut gefallen haben:
Es war aber nahe das Fest der Ungesäuerten Brote, das Passa heißt. 2 Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten danach, wie sie ihn töten könnten; denn sie fürchteten sich vor dem Volk. 3 Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zur Zahl der Zwölf gehörte. 4 Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten darüber, wie er ihn an sie verraten könnte.
Aus dem Text stellt sich die Frage: Warum trieb der Teufel Judas Iskariot zum Verrat?
„Als Jesus seinen Dienst auf dem Weg zum Kreuz begann, versuchte Satan ihn vom Weg des Leidens und der Opfer abzubringen. In der Wüste versuchte er ihn, indem er ihn aufforderte, Steine in Brot zu verwandeln, von den Zinnen des Tempels zu springen und die Herrschaft der Welt anzunehmen, wenn er ihn anbeten würde (Mt 4,1-11). Hinter all diesen Versuchungen steht der Gedanke: „Geh nicht den Weg des Leidens und der Opfer und des Todes. Nutze deine Macht, dem Leid zu entkommen. Wenn du der Sohn Gottes bist, zeige deinen Herrschaftsanspruch. Und ich kann dir helfen, das zu erlangen. Was immer du tust, gehe nicht ans Kreuz.“
Und denken wir daran, als Jesus vorhergesagte, dass er durch die Ältesten und die Hohenpriester viel erleiden würde und getötet werde, und Petrus wies ihn zurecht und sprach: „Herr, schone deiner selbst! Das widerfahre dir nur nicht!“ (Mt 16,22). Mit anderen Worten, ich werde es nie zulassen, dass sie dich auf diese Art töten.
Jesus hat Petrus nicht gelobt. Er sagte: „Hebe dich weg von mir, Satan! Du bist mir zum Fallstrick; denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich!“ (Mt 16,23). Jesus zu hindern ans Kreuz zu gehen, war das Werk Satans. Satan wollte nicht, dass Jesus gekreuzigt wird. Es wäre sein Verhängnis.
Aber hier in Lukas 22,3 fährt er in Judas und bringt ihn dazu, den Herrn zu verraten und ans Kreuz zu bringen. Warum die Kehrtwendung? Warum versucht Satan ihn vorher vom Kreuz abzuhalten und ergreift dann die Initiative, um ihn an eben jenes Kreuz zu bringen?
Satan sah, dass seine Anstrengungen Jesus vom Kreuz abzuhalten fehlschlugen. Jedes Mal behielt Jesus den Kurs. Jesus war fest entschlossen zu sterben (Lk 9,51,53), und Satan zog daraus den Schluss, dass er ihn nicht stoppen konnte. Daher beschloss er: Wenn er ihn schon nicht aufhalten konnte, würde er es zumindest so unangenehm und schmerzhaft und so herzzerreißend wie möglich gestalten. Wenn schon Tod, dann Tod durch Verrat. Tod durch Verlassen. Tod durch Verleugnung (Lk 22,31-34). Tod durch Folter. Wenn er es nicht aufhalten konnte, würde er doch andere hineinziehen und soviel Schaden wie möglich anrichten. Es war eine spektakuläre Abfolge von Sünden, die Jesus ans Kreuz brachten.“
Die meisten Christen gehen davon aus, dass Judas direkt nach seinem Verrat die ganze Sache bereute und sich umbrachte. Auch ich habe bis vor kurzem so gedacht. Doch dann bin ich auf den Artikel „Wann brachte sich Judas Iskariot um?“ gestoßen und nun habe ich noch etwas recherchiert und bin mir nun ziemlich sicher, dass Judas erst nach der Auferstehung Selbstmord beging. Ich möchte gerne die Argumente und Gedanken dazu entfalten und bitte dich mir zu helfen, wenn ich falsch liege:
A) Alternative zur allgemein verbreitete Position: Judas starb nicht direkt nach seinem Verrat
Zu meinen, dass Judas sich direkt nach seinem Verrat – vor der Kreuzigung und der Auferstehung von Jesus – umgebracht hat, kommt von Matthäus 27,3-5:
3 Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, daß er zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück 4 und sprach: Ich habe Unrecht getan, daß ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu! 5 Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging fort und erhängte sich.
Wir können diese Beschreibung natürlich als zeitlich direkt aufeinander folgende Ereignisse verstehen.
Doch es gibt auch eine andere Möglichkeit, die aufgrund der noch folgenden Argumente wahrscheinlicher ist: Im Matthäusevangelium geht es zentral um Jesus. Randpersonen & ihre Geschichte werden häufig eingeschoben, müssen aber, so wie hier, nicht zeitlich parallel dazu erfolgen.
Das beste Beispiel sind die folgenden Verse Mt 27,6-10. In den Versen geht es um den Acker, der von Judas Geld gekauft wurde. Dieser Acker wurde selbstverständlich nicht während der Verhandlung (27,2 und 27,11 geht es weiter) gekauft, sondern erst später. Man musste zuerst ein Meeting ansetzen, bei dem man miteinander beriet, was man mit dem Geld machen sollte. Nach dem Entschluss mussten die Grundstücke besichtigt werden. Dann entschieden werden, welches man wählt usw.
Ebenso ist auch in Mt 27,3-5 die Geschichte von Judas zusammengefasst. Die Reue des Judas (wie in V.3 beschrieben) geschah ja auch nicht direkt nach der in V. 2 beschriebenen Verhaftung, sondern erst nach nach Jesu Verurteilung in 27,26. Erst irgendwann danach muss Judas die Möglichkeit gehabt haben mit den Priestern zu sprechen, weil sie bei der Verhandlung, Verurteilung und Kreuzigung dabei waren. D.h. auch der Selbstmord geschah erst viel später.
„The great topic that the Word of God describes in Matthew 27 is Jesus Christ and his passion. Thus, it has to discuss other things in brief parentheses. Verses 1-2 tells us that Jesus was brought to the governor. Then, verses 3-5 open a parenthesis where we learn very briefly what happened to Judas. We are not told when Judas committed suicide but what he did. Then a new parenthesis is opened in verse 6 that continues till verse 10 where it is describes again, very briefly, what happened to the thirty pieces of silver. Again the topic is not when these happened but what happened. Then verse 11 takes us back to the point where verse 2 left off (i.e. to the investigation of Jesus by Pilate). The parenthetical character of verses 3-10 and the fact that what is described there is not given in a time sequence relative to the great topic of the chapter (the passion of Jesus), is evident by just reading the passage without verses 3-10:“ (http://www.ecclesia.org/truth/judas.html)
B) Die Berichte von der Erscheinung des auferstandenen Jesus vor den Jüngern
Wenn Judas sich erst nach der Auferstehung umgebracht hat, dann müsste das irgendwo in den Berichten der Evangelisten erkennbar werden. Und tatsächlich!
1. In Lukas 24,33-36 wird berichtet, dass Jesus sich das erste Mal elf Jüngern zeigte. Das erste Mal war an einem Abend des ersten Wochentags (Lk 24,1 -> 24,13 -> 24,29 -> 24,33). Man könnte meinen, das wären die Jünger ohne Judas. Doch aus Johannes 20,24 erfahren wir, dass Thomas bei dieser ersten Begegnung fehlte. Am Abend des ersten Wochentages (Joh 20,19) – bei der ersten Erscheinung war Thomas nicht dabei.
2. Auch Markus berichtet von den zwei Emmausjüngern (Mk 16,12-13), denen die 11 Jünger (Mk 16,14) nicht glaubten und denen Jesus erschien. Wiederrum müssen wir aufgrund von Joh 20,24 davon ausgehen, dass nicht Judas, sondern Thomas der fehlende Zwölfte ist! Er hat an diesem Abend gefehlt!
3. Johannes spricht auch nach der Auferstehung von den Zwölf! In Joh 20,24 heißt es:
Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
Hier wird noch von zwölf Jüngern gesprochen! Man könnte meinen, dass es allein zur näheren Identifikation dient. Doch in dem Nebensatz „war nicht bei ihnen“ bezieht sich das „ihnen“ auf die Zwölf. Thomas war nicht bei ihnen (den Zwölf), als Jesus das erste Mal den Jüngern erscheint. Dies wird auch durch den folgenden Vers 25 bestätigt. Dort ist die Rede von „den anderen Jüngern“. Selbstverständlich sind die anderen Jünger die Zwölf (die in V.24 erwähnt werden) ohne Thomas!
4. Apg 1,2 spricht von den Aposteln, die Jesus erwählte. Apg 1,1-5 erklärt, dass diese seine Weisung erhalten haben, dass er sich ihnen zeigte usw. Wer sind die Apostel, die er erwählte? Ganz eindeutig die Zwölf (vgl. Lk 6,13-16). Judas war offensichtlich dabei!
Erst als die Jünger nach Galiläa zum Berg gehen, von wo aus Jesus in den Himmel stieg, sind sie nur noch elf (Mt 28,16 / Apg 1,6). Deshalb spricht der Engel zu ihnen als „Männer von Galiläa“ (Apg 1,11) – Judas war der einzige Jünger aus Judäa (siehe hier). Apg 1,2 spricht von den Jüngern, die Jesus erwählte im Gegensatz zu Petrus, der vom Tod von Judas ausgeht (Apg 1,15-26) – siehe Punkt 6.
5. Der offensichtlichste Beweis, dass Judas auch noch die Auferstehung von Jesus erlebte, ist 1Kor 15,5:
und daß er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.
Im Zusammenhang geht es um die Auferstehung von Jesus. Sie wird durch die Erscheinung vor den Zwölf belegt. „Die Zwölf“ ist selbstverständlich der Titel der 12 Jünger von Jesus (Mt 26,14+47 / Mk 14,10+43, Lk 22,3+47, Joh 6,71) – inklusive Judas Iskariot!
Jesus erschien allen Zwölf – acht Tage nach der ersten Erscheinung waren seine Jünger (die Zwölf) alle zusammen (Joh 20,26)! Hier kann Matthias, der nachträglich gewählt wurde (Apg 1,26), nicht mit gemeint sein, weil Jesus sich 40 Tage lang sehen ließ (Apg 1,3) und erst nach seiner Himmelfahrt ein Ersatzapostel berufen wurde (Apg 1,15).
6. Die Nachwahl des 12. Apostels (Apg 1,15-26) wurde erst nach der Himmelfahrt nötig. Jesus hätte in den 40 Tagen nach seiner Auferstehung einen Ersatz für Judas wählen können. Schließlich war er ihr Meister. Doch dies wurde erst nach der Himmelfahrt nötig, weil Judas erst in dieser Zeit Selbstmord beging (Mt 28,16 / Apg 1,6.11).
C) Abschließende Gedanken zum Artikel
Aus dem Ergebnis, dass Judas Iskariot auch die Auferstehung miterlebte, gibt es m.E. keinerlei Konsequenzen. Es ist ein nebensächliches Thema, über das man nicht streiten sollte. Bitte verwendet diesen Artikel nicht, um besserwisserisch zu sein oder die Uneinigkeit unter Christen zu fördern. Es geht viel mehr darum, wie man die Evangelienberichte und den Bericht aus der Apostelgeschichte bzw. 1Kor 15,5 zusammenbringen kann.
Aber es stellt sich noch mehr die Frage, warum Judas sich umbrachte (man lese hier). Wenn Jesus auferstanden ist, ist seine Schuld doch überwunden! Doch Judas konnte sich wohl selbst nicht vergeben, ebenso wie auch viele Christen heute… Vielleicht hat der eigene Stolz damit zu tun? Dass man so enttäuscht von sich selbst ist…
Auf der anderen Seite ist es einfach noch bemerkenswerter, wenn Jesus auch dem Judas als Auferstandener erschienen ist und er im Kreis der Jünger bleiben konnte… Welch eine Liebe und Annahme von Jesus…
Ebenso wie die Todesart, scheinen sich auch die Angaben zum Kauf eines Ackers von Judas Geld zu widersprechen:
6 Die führenden Priester nahmen die Silberstücke an sich und sagten: »Dieses Geld darf man nicht zum Tempelschatz legen, weil Blut daran klebt.« 7 Sie berieten über die Sache und kauften dann von dem Geld den so genannten Töpferacker als Friedhof für die Fremden. 8 Dieses Stück Land heißt daher bis heute »Blutacker«. (Matthäus 27,6-8)
Vergleiche mit:
18 Der hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit. Aber er ist vornüber gestürzt und mitten entzwei geborsten, so daß alle seine Eingeweide hervorquollen. 19 Und es ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, so daß dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird: Hakeldamach, das heißt Blutacker. (Apostelgeschichte 1,18-19)
Wer kaufte nun den Acker – Judas oder die Priester?
Des Rätsels Lösung ist wohl nicht schwer – auch wir kennen den stellvertretenden Kauf: Obwohl ich einen Computer für meine Eltern gekauft habe, sagen sie immer, sie hätten sich einen Computer angeschafft. Ebenso wurde auch mit dem Geld von Judas, das er zurück brachte, ein Feld gekauft. Eigentlich würde es Judas gehören, wenn er nicht tot wäre – deswegen wird er als Erwerber gesehen. In Apg 1,18 steht nicht, dass Judas das Grundstück kaufte, sondern dass er es erhielt. Tatsächlich wurde das Feld aber von den Priestern von Judas Geld für das Allgemeinwohl gekauft.
Der Acker wurde für das Allgemeinwohl gekauft, weil man kein unrechtmäßig erworbenes Geld in den Tempelschatz legen durfte (Mt 27,6). Es musste dem Eigentümer zurückgegeben werden. Da Judas jedoch tot war, hat man rechtlich in seinem Namen das Feld gekauft und ihn als Friedhof für Fremde gewidmet (Mt 27,7).
Warum wird der Acker „Blutacker“ genannt?
Matthäus meint in 27,6-8, dass der Name „Blutacker“ daher kommt, dass er von dem Geld gekauft wurde, an dem Blut klebt (weil Jesus dadurch verraten wurde).
In Apg 1,18-19 könnte man aber rauslesen, dass der Acker Blutacker genannt wurde, weil Judas dort unschön starb. Es steht nicht wirklich da, auch wenn es Übersetzungen gibt, die das so interpretieren („Dort stürzte er kopfüber zu Boden“ NGÜ). Man könnte es nämlich auch so verstehen, dass das Feld so genannt wurde, weil Judas so blutig starb. Auf jeden Fall nennt Lukas hier einen anderen Grund als Herkunft des Namens „Blutacker“.
Ist das widersprüchlich? Nein. Warum kann die landläufige Bezeichnung einer Sache nicht unterschiedliche Herkünfte bzw. Gründe haben? Die Etymologie (Erklärung der Herkunft eines Wortes) kennt unzählige Beispiele von zwei oder mehr unterschiedlichen Erklärungshintergründen…
Bei Matthäus wird die Herkunft des Namens von Seiten der Priester beleuchtet, während Lukas die Herkunft des Namens bei den allgemeinen Einwohnern Jerusalems erklärt.
Im Neuen Testament gibt es zwei Berichte von Judas Iskariots Tod (Selbstmord / Suizid):
1. Matthäus 27,5:
Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Danach ging er weg und erhängte sich.
2. Apostelgeschichte 1,18:
Von dem Geld, das er für diese verwerfliche Tat bekam, kaufte er sich ein Stück Land. Dort stürzte er kopfüber zu Boden, sodass sein Leib aufplatzte und alle seine Eingeweide heraustraten.
Wie sind beide Berichte zu vereinen? Ist die Bibel widersprüchlich?
Ich habe zwei plausible Lösungen gefunden:
1. Jüdische Lösung
Fruchtenbaum schreibt in „Das Leben des Messias“ S. 100:
Nach jüdischem Gesetz war die ganze Stadt unrein, wenn zwischen der ersten Nacht des Passahs und dem ersten Tag des Passahs ein Leichnam in der Stadt war. Dann durften sie dieses Passah-Opfer nicht bringen.
Nun sahen wir bereits, wie Juden mit solchen Dingen umgehen: Wenn es ein Gesetz gibt, das ein Problem aufwirft, erfinden sie ein zweites, um das Problem wieder beheben zu können. Das zweite Gesetz sagt: Man nehme den Körper und werfe ihn über die Mauern Jerusalems, die Mauer zum Hinnomtal. Dann wäre die Stadt wieder zeremoniell rein, und man könnte mit dem Opfer fortfahren. Die Beerdigung dufte dann erst nach dem Fest vonstatten gehen.
Indem Judas sich innerhalb der Stadtmauern erhängte, hatte er die Stadt zeremoniell unrein gemacht. Und so lange sein Körper in der Stadt war, konnten sie mit dem Opfer nicht fortfahren. So warfen sie auf der Basis des zweites Gesetzes seinen Körper über die Mauer – mit dem in der Apostelgeschichte beschriebenen Resultat.
Es ist denkbar, dass dieser Brauch der Juden in Vergessenheit geriet. Ich zweifle dennoch an dieser Lösung, da es mir seltsam vorkommt, dass die Juden so mit den Leichnamen umgegangen sein sollen (einfach über die Mauer werfen). Außerdem kenne ich noch keine weiteren Belege für diese Lösung.
2. Tod durch Sturz nach dem Erhängen
Die einfachste Erklärung scheint zu sein: Judas erhängte sich selbst am Rande eines Abgrundes oder in solch einer Höhe, dass er beim Versuch sich zu Erhängen stürzte. Vielleicht riss der Strick oder der Ast brach ab. Auf jeden Fall wurde sein Körper dabei stark in Mitleidenschaft gezogen…
Diese Lösung scheint für mich Sinn zu machen, zumal schon Augustin sie vertreten hat.
Laut Craig S. Keener können die Übereinstimmungen und Abweichungen damit erklärt werden, dass beide Autoren unterschiedliche Einzelheiten betonen – eine Freiheit, die den Historikern der Antike zustand. Außerdem gibt es antike Parodien auf Selbstmordversuche, bei denen die Seile rissen.
“His [Nates] problem is that he expects everything to be exactly parallel in the Bible when there are two different accounts of an event. He would not demand this of any other work. He knows that two newspaper reporters covering a single event will give different information, and both be right. Why does he feel differently about the Bible? People try to hold the Bible to some special rule; if God authored the Bible, every account on every event would say exactly the same thing. Why? If the Bible was written for men, and if two different writers giving different information about an event was what people understood as right and proper, then why wouldn’t the writers of the Bible do this?“
However, the writers of the Bible only wrote what they were told to write. The Spirit told Matthew to write one thing, and he told Luke to write yet another. So what does this mean? Neither Matthew nor Luke gave the whole story.
If Nate was one reporter reporting that man X died in a fire, and reporter B reported that man X was killed by a firearm, and his body was burned, I wouldn’t be confused, but I guess I watch too much CSI and know that not all the information is given in initial reports. I would assume that Nate did not have all the information when he made his report.
Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, daß er zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück 4 und sprach: Ich habe Unrecht getan, daß ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu! 5 Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging fort und erhängte sich. (Matthäus 27,3-5)
Judas hat offenbar nicht damit gerechnet, dass Jesus zum Tod verurteilt wird. Er dachte sich, dass er etwas Geld verdienen könnte, ohne dass es schlimmere Konsequenzen für Jesus gibt. Wer konnte schon ahnen, dass Jesus, der die Liebe in Person war und der nichts Unrechtes tat, für solch eine große Schuld verurteilt wird, dass er sterben muss. Judas wusste, dass Jesus vollkommen unschuldig war (V. 4). Das ist das Wesen von Sünde – sie lockt und reizt – aber letztendlich betrügt sie und hält nicht ein, was sie verspricht…
Nun wurde Judas bewusst, dass er wesentlich dazu beigetragen hatte, dass ein Mensch sterben muss – ohne dass er eine Schuld hätte. Er hat Blutschuld an seinen Händen. Das Geld brennt in seinem Gewissen. Er bereut seinen Verrat.
Judas tut das Richtige, indem er das Geld zurückbringt. Doch natürlich ist es zu spät und nicht rückgängig zu machen. Hier wird der Charakter der Sünde offenbar: Einmal geschehen ist sie nicht rückgängig zu machen.Das wollen die führenden Juden auch nicht – aber wäre es nicht ihre Aufgabe gewesen sich um die Wahrheit, und deshalb auch um dieses Zeugnis zu kümmern? Auf jeden Fall hätten sie sich seelsorgerlich um Judas kümmern müssen. Stattdessen weisen sie ihn ab. Es gibt keine Vergebung für ihn.
Warum gibt es keine Vergebung für ihn? Warum findet er keinen Frieden? Weil es nur durch Jesus Christus Vergebung für Versagen und Sünde gibt. Zu ihm hätte er hinlaufen müssen… Bei Jesus gibt es Vergebung für die größte Sünde und die größte Schuld! Aber Einsicht und Reue allein reichen nicht aus, wenn man keine Gnade und Vergebung empfängt…
und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. (Mt 26,15)
Doch welche Bedeutung haben diese 30 Silberlinge / Silberstücke?
1. Die 30 Silberstücke sind in etwa ein Monatsgehalt wert
Interessanterweise kommt das Wort „Silberstücke“ sonst nicht mehr im Neuen Testament vor (es werden sonst bestimmte Währungen genannt). Deshalb ist es schwierig den Wert von 30 Silberstücken zu errechnen. Nach Meinung vieler Kommentatoren sind dreißig Silberlinge in etwa der Monatslohn eines Tagelöhners. Das heißt man bekam in etwa ein Silberstück pro Tag. Auf jeden Fall sind 80 DM = 40 €, wie Rienecker in der Wuppertaler Studienbibel behauptet, zu wenig.
Dreißig Silberstücke waren damals auf jeden Fall ausreichend, um sich davon ein Grundstück zu kaufen (Apg 1,18). Nun müsste man die Grundstückspreise kennen :-). Ich gehe mit einigen anderen Kommentatoren davon aus, dass es in etwa 3000€ sind. Welt online kommt zu einem etwas höheren Ergebnis: ca. 10.000 €.
Bedeutender als der materialistische Wert, ist der Symbolgehalt der 30 Silberlinge:
2. Die 30 Silberlinge sind der normale Preis eines Sklaven
Der Durchschnittspreis für einen Sklaven variierte je nach Zeit und Ort, aber hier werden die Leser des Matthäusevangeliums (Juden) sicher an den Gesetzes-Preis eines Sklaven gedacht haben:
Stößt es aber einen Sklaven oder eine Sklavin, so soll der Besitzer ihrem Herrn dreißig Lot Silber geben, und das Rind soll man steinigen. (2Mos 21,32)
Jesus war dem Hohen Rat und Judas so viel wert wie ein Sklave. Auf der einen Seite, immerhin. Jesus wurde ein Sklave für uns… Aber auf der anderen Seite, das war doch sehr wenig. Wie viel war Jesus der Maria von Magdala wert (Joh 12)?
3. Die 30 Silberstücke sind die Erfüllung der Prophetie
Einige Verse später (siehe Mt 27,9) schreibt Matthäus selbst, dass durch den Verrat für 30 Silberlinge eine Prophetie in Erfüllung ging:
Und ich sprach zu ihnen: Gefällt’s euch, so gebt her meinen Lohn; wenn nicht, so laßt’s bleiben. Und sie wogen mir den Lohn dar, dreißig Silberstücke. 13 Und der HERR sprach zu mir: Wirf’s hin dem Schmelzer! Ei, eine treffliche Summe, deren ich wert geachtet bin von ihnen! Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie ins Haus des HERRN, dem Schmelzer hin. (Sacharja 11,12-13)
Soviel wollen die auf den Bruch mit Samaria zusteuernden Oberen Israels dem im Dienst ihres Gottes stehenden Hirten zahlen, als dieser seinen Dienst quittieren will. Das war eine messianische Prophetie – die sich nun erfüllte.
4. Der 30 Silberlinge sind ein verachtender Kaufpreis
30 Silberlinge waren ein Kaufpreis, der Verachtung ausdrückte – ganz so, wie wir heute vom „Judaslohn“ sprechen. Fruchtenbaum schreibt sehr interessant in „Das Leben des Messias“, S. 101-102:
Im Laufe der Geschichte wurde diese Summe ein symbolischer Preis für Verachtung. Wenn man jemand seine Missachtung zeigen wollte, konnte man ihm 30 Silberstücke geben und damit aussagen: Du bist mir so viel wert, wie ein toter Sklave. Wenn man einen Kaufpreis aushandelte und zu diesem Wert kam, nahm man in der Regel dann 29 oder 31 Silberstücke, nur um dieses Stigma zu vermeiden.
In Sacharja 11,4-14 sagte Gott dem Propheten Sacharja, dass er eine messianische Rolle spielen sollte: die Rolle des guten Hirten, der eine Herde füttert, die später geschlachtet wird. Nach einer gewissen Zeit sollte Sacharja zu den jüdischen Führer gehen und zu ihnen sagen: Wir haben vorher keinen Lohn vereinbart. Gebt mir, was ich euch wert bin. Wenn meine Arbeit dir etwas wert ist, bezahle mich entsprechend. Wenn sie dir nichts wert ist, zahle mir nichts. Es wäre weniger schlimm gewesen, wenn sie ihm gar nichts gezahlt hätten. Aber sie wählten genau 30 Silberlinge, um somit zu sagen: Deine Arbeit ist uns soviel wert, wie ein toter Sklave. Gott gebot Sacharja daraufhin die 30 Silberlinge zu nehmen und in den Tempelbezirk zu werfen – genau wie Judas es Jahrhunderte später tun würde. Und dann sagte Gott zu Sacharja: ‚Dies ist der Preis, für den ich geschätzt wurde.‘ Was er hier sagte, meinte, dass Gott selbst eines Tages für den Preis eines toten Sklaven verkauft werden würde. Und als sie Judas 30 Silberstücke gaben, erfüllten sie diese Prophetie und verkauften den Gott Israels für den Preis eines toten Sklaven. Sie hatten ganz bewusst diesen Preis von 30 Silberlingen ausgewählt, um Jesus gegenüber ihre Verachtung zu zeigen.
Eine letzte Bemerkung zu diesen 30 Silberlingen: Sie kamen vom Hohepriester. Wenn sie von ihm kamen, stammten sie auch aus dem Tempelschatz. Ein Hauptzweck des Tempelschatzes war es, Opfer zu kaufen. Dies wollten sie nicht, als sie Judas das Geld gaben, aber es war genau das, was sie taten. Sie kauften ein Opfer. Genauer, sie kauften das eine Opferlamm, das die Sünder der Welt wegtragen würde.