Archiv der Kategorie: Christliche Ausarbeitungen

Besser eine Hand voll Ruhe

Das Leben ist eine Autofahrt, bei der man uns früh beibringt, das Gaspedal bis zum Bodenblech hinunter zu treten. Nicht jeder Körper gibt das Gleiche her: der eine bringt 190, der andere 140, wieder ein anderer kommt auf 220 Stundenkilometer. Die Langsamen blockieren den „Fluss“. Man ärgert sich über sie, ohne recht zu wissen, warum. Das Ziel sehnt man nicht herbei, und doch rast man darauf zu, alle machen es so.

Wir fürchten jede Rast, tanken nur, wenn es absolut notwendig ist, und dann zum billigsten Preis. Sehnsüchtig blicken wir zurück zur Autobahn. Dort fahren sie, und wir vergeuden unsere Zeit an einer Tankstelle. Schweißtropfen bilden sich auf der Stirn. Der Fuß tippt auf den Boden, die Finger spielen nervös am Zapfhahn. Endlich wieder auf die Straße!

Ab und zu fährt jemand gegen einen Brückenpfeiler. Keiner hält an, um zu trauern, wir bremsen ein wenig ab, weil uns der Schreck in die Glieder gefahren ist, aber nach der nächsten Brücke, die wir vorsichtig passieren, geben wir wieder Gas. Die Geschwindigkeit hilft uns, das Gesehene zu vergessen. Wir wollen nicht daran denken, dass wir am Ende der Fahrt sterben. Schon gar nicht wollen wir die Ewigkeit ertasten, die nach dem Tod kommen wird; es ist eine Freude, die uns fremd ist. Wir müssen rasen, nicht träumen, so hat man uns erzogen.

Wir sehen keine Blüte, kein Blatt, nicht einmal einzelne Bäume und Sträucher. Was wir wahrnehmen, sind bei diesem Tempo nur die Wälder als geografische Formation. Auch eine geografische Formation kann schön sein – bis zur nächsten Schallschutzwand. Dann wieder der Blick auf die Straße.

Fahren Sie auf den nächsten Parkplatz heraus. Strecken Sie sich, lassen Sie sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Setzen Sie sich auf eine Bank und essen Sie etwas, während Ihnen der Wind das Haar zaust. Zuhause: Nehmen Sie ein Bad. Belauschen Sie den Schaum, der wie ein Kaminfeuer knistert. Tauchen Sie unter und halten Sie die Luft an. Sie werden Ihr eigenes Blut rauschen hören. Begreifen Sie wie fein Sie gearbeitet sind? Hören Sie auf Ihr Herz. Es pumpt regelmäßig, verlässlich. Durch das Wasser können Sie es wahrnehmen. So kostbar ist das Leben! Jeden Augenblick könnte unser Herz aufhören zu schlagen. Es ist gut, dass Sie leben. Das Rasten gehört dazu.

„Besser eine Hand voll Ruhe“, schrieb Salomo, „als beide Fäuste voll mit Mühe und Haschen nach Wind.“

Aus „Vom Glück zu leben“ von Titus Müller


„Vom Glück zu leben“ kaufen

Weiteres zum Thema Kreuz

Zum vorläufigen Abschluss des Themas „Kreuz“ noch ein paar empfehlenswerte Bilder, Links und Beiträge:

Geh den sicheren Weg über das Kreuz!

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Das Kreuz ist ein Herzstück unseres Glaubens

Das Kreuz = der Anker im Wüten jedes Sturms
Das Kreuz = Geburt der Sonne Gottes
Das Kreuz = Durchkreuzen des Planes Satans
Das Kreuz = Rettung aus der tiefsten Ausweglosigkeit
Das Kreuz = die Tür zur Neuen Welt
Schaut auf das Kreuz,
entdeckt sein Geheimnis!
Die Zeit es anzunehmen ist JETZT

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Ein alter Mann ist vollkommen taub. Aber er geht jeden Sonntag zum Gottesdienst. Als ihn jemand fragt, warum er in die Kirche geht, obwohl er kein Wort versteht, antwortet er: „Der Segen!”
Was ist das eigentlich, Segen? Was ist ein gesegnetes Leben, ein gesegnetes Alter? Was bedeutet es, wenn wir sagen: „An Gottes Segen ist alles gelegen”? Was hat Jakob gemeint, als er rief: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn”? – Segnen kommt von signare, signieren, und heißt: mit einem Zeichen versehen. Gott hat viele Zeichen gegeben. Gott machte an Kain das Zeichen der Schonung. Er gab Noah das Zeichen des Regenbogens. Abraham bekommt ein Zeichen. Jakob sieht die Himmelsleiter, Mose den brennenden Dornbusch, das Volk Israel die Wolken- und Feuersäule. Zeichen über Zeichen, bis das Zeichen kommt, in dem alle anderen eingeschlossen sind, das Zeichen des Christus, das Kreuz. Gesegnet sein ist mit dem Zeichen des Kreuzes von Gott signiert sein.
Zunächst ist das Kreuz ja ein Todeszeichen, ein Fluchzeichen. Aber indem Jesus den Fluch des Todes, das Gericht für uns trägt und überwindet, wird das Kreuz ein Siegeszeichen, ein Lebenszeichen.
Ein kleines Mädchen kommt vom Dorf in die Großstadt, sieht die vielen Kirchtürme und fragt die Mutter: „Warum sind auf den Kirchen die Pluszeichen?” Vom Rechnen wusste sie, dass das Kreuz das Zeichen für Plus ist.
Ein gesegnetes Leben ist ein Leben, das unter dem Pluszeichen Gottes steht. Eigentlich steht unser Leben unter dem Minuszeichen von Sünde und Tod. Aber wenn wir mit unserer Schuld zu Jesus kommen, wird er uns vergeben und uns mit dem Zeichen des Kreuzes segnen. Dann ist die Schuld vergeben, der Tod besiegt, das Leid getragen. Wir sind von Gott zum Leben gezeichnet, gesegnet. (Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag)

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Das Kreuz: Im Pflaumenbaum oder im Müll?

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Der Mann am Kreuz (notizblog.de)


Die vertikale und horizontale Dimension des Kreuzes

Lese gerade das Buch „Gemeinschaft: Gottes Vision für die Gemeinde“ von Gilbert Bilezikian. Sehe viele Dinge anders als er, aber da habe ich folgenden Abschnitt gefunden, der mir gefallen hat und zum Thema Kreuz passt (S. 31-32):

„Im Zentrum der Geschichte, auf den Trümmern der gescheiterten Gemeinschaft, steht das alles überragende Symbol des Kreuzes. Seine Form weist auf die beiden Transaktionen hin, die es besiegelte. Der senkrecht stehende Balken steht für die Wiederherstellung unserer Beziehung zu Gott. An diesem Balken starb Jesus; er gab sein Leben, um unsere Schuld zu sühnen und die Beziehung zu Gott wiederherzustellen. In diesem Tod reichte Gott von seiner Heiligkeit hinunter in den Abgrund unserer menschlichen Not, um uns mit sich zu versöhnen. Diese vertikale Dimension symbolisiert das Bedürfnis und das Potenzial jedes Menschen, durch Christus eine rettende Beziehung zu Gott aufzubauen. Unser persönliches Ja auf das Versöhnungsangebot durch das Kreuz Christi stellt die Gemeinschaft mit ihm wieder her, zu der wir ursprünglich geschaffen wurden. Der vertikale Balken des Kreuzes symbolisiert den Kanal, durch den Gott den Menschen seine vergebende Gnade zukommen und sie zu lebendigen Elementen der neuen Gemeinschaft werden lässt.

Viele Christen denken, dass eine persönliche Beziehung zu Gott durch Christus alles ist, was den christlichen Glauben ausmacht. Sie irren sich, denn das Kreuz hat noch eine andere Dimension. Der vertikale Balken alleine macht noch kein Kreuz aus. Es gibt auch einen horizontalen Balken, den Querbalken.

Die Arme Jesu waren an diesem horizontalen Balken ausgestreckt; seine dienenden Hände waren an ihm festgenagelt. Aber da Christus für jeden von uns starb und weil ihm jeder von uns gleich wichtig ist, strecken sich seine am Kreuz ausgebreiteten Arme jedem von uns entgegen, der sich mit Gott versöhnen lassen will, damit wir auch miteinander versöhnt werden und in seiner umfassenden Liebe einen Leib bilden. Christus kann also eine neue Gemeinschaft – eine neue Einheit – bilden, indem er Frieden stiftet und uns alle mit Gott in einem Leib durch das Kreuz versöhnt, durch das er unserer gegenseitigen Feindschaft den Todesstoß versetzt (Eph 2,13-18).

Alle Pläne Gottes für die Schaffung einer neuen Gemeinschaft wurden durch das Kreuz verwirklicht.“

Was das Kreuz Jesu von anderen unterscheidet

Was geschah dort eigentlich am Kreuz auf Golgatha? So viele Menschen wurden gekreuzigt? In wie fern unterscheidet sich Jesu Tod am Kreuz von den anderen?

1. Jesus Christus ist kein Mensch wie ein anderer, sondern er ist Gottes Sohn. Gottes Sohn stirbt am Kreuz!

2. Jesus Christus ist vollkommen sündlos – ohne Schuld. Er kann eigentlich nicht sterben (Der Lohn der Sünde ist der Tod Röm 6,23). Aber er gibt sein Leben als Opfer hin (Joh 10,18 / Joh 19,30).

3. Jesus Christus leidet nicht nur unter körperlichen Qualen, sondern das Besondere ist das Gericht Gottes an ihm. Er wird von Gott verlassen, weil er für die Sünde der Welt stirbt.

Das Kreuz – Gottes Gericht

A. Das eigentlich Besondere des Kreuzesgeschehens

Man kann viel über die Leiden und die Schande des Todes am Kreuz sagen. Aber das ist nicht das eigentliche schlimme, was an Karfreitag geschah. Viele Christen erinnern sich in der Passionszeit an die Leiden Christi, aber sie übersehen, dass es eigentlich nicht darum geht.

Wenn es darum ginge, dann würde die Bibel das viel ausführlicher beschreiben, welche Qualen Jesus erleiden musste. Aber es geht nicht zentral darum.

Außerdem wäre der Tod Jesu am Kreuz doch nichts Besonderes, wenn es lediglich um die Schmerzen ginge. Tausende wurden damals so hingerichtet. Was war der Unterschied von Jesu Kreuzigung zu den anderen?

Die Schmerzen am Kreuz waren nicht der Grund weshalb Jesus im Garten Gethsemane Angst hatte. Er hat Blut geschwitzt, ein Phänomen was man heute medizinisch erklären kann. Aber nicht wegen dem, was die Römer und Juden ihm antuen würden, sondern wegen dem, was sein eigener Vater, der Gott im Himmel, ihm antuen wird.

Gott der Vater zerschlug seinen Sohn. Sein eigener Vater wendet sich mit seinem ganzen Zorn gegen ihn: Jes 53,10: Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen.

B. Indizien für die These

Viele Dinge der Kreuzigung werden erst dadurch verständlich:

1. So gehe dieser Kelch an mir vorüber

Jesus hat im Garten Getsemane gebetet (Mt 26,39): Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!

Der Kelch steht für den Zorn Gottes! Der Zorn Gottes und das Gericht Gottes, d.h. die Strafe für die Sünden der Welt, sind die eigentlichen Schmerzen des Kreuzes.

2. Jesus wurde von Gott-Vater verlassen

Jesus schrie: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Warum lässt du mich alleine? Er wusste es, und dennoch ist es ungeheuerlich. Sein eigener Vater hatte ihn verlassen und ihm seine Gemeinschaft entzogen, weil Jesus die Sünden der Welt auf sich nahm.

Diese Trennung von Gott ist die Hölle. Die Hölle ist in erster Linie kein Ort, wo Feuer usw. ist, sondern dort, wo Gott nicht mehr ist. Jesus erfährt hier die Hölle am Kreuz.

3. Jesus wurde zum Verfluchten

Im AT heißt es: denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott (5Mos 21,23)

Ein Verfluchter ist jemand, der aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurde. Jesus wurde von Gott dem Vater verflucht! Er wurde zum Gottverfluchten.

Ich weiß nicht, ob wir das richtig begreifen können: Es ist eine perfekte Beziehung zwischen Vater und Sohn – der Vater hat keinen Grund böse zu sein, sondern im Gegenteil – er ist stolz auf seinen Sohn. Und doch zerschlägt der Vater seinen Sohn.

4. Jesu letzte Worte

Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied. (Joh 19,30).

Es ist vollbracht heißt im griechischen tetelestai und bedeutet:

  1. es ist etwas zu Ende / zum Ziel gebracht worden
  2. ein fester Ausdruck bei Quittungen im Sinne von „endgültig bezahlt“.

Jesus hat für die Sünden der Welt bezahlt. Sein Vater hat ihn die Strafe büßen lassen.

C. Jesu stellvertretender Tod

Du und ich haben aufgrund der Sünde den Tod, d.h. die ewige Trennung von Gott verdient. Das ist die Hölle. Aber Gott liebt uns so sehr, dass er stellvertretend für uns, die Strafe erleidet.

2Kor 5,21: Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.

Gal 3,13: Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns.

Das ist die Methode Gottes: Das Gericht findet dort am Kreuz auf Golgatha statt.

Wer/Was ist Jesus für dich?

Das Kreuz – ein schändlicher Tod

Der Tod am Kreuz war ein überaus schändlicher Tod. Nach alttestamentlichem Verständnis war der am Holz aufgehängte ein Verfluchter – ein aus der Gesellschaft und Gottes Gemeinschaft Ausgeschlossener (5Mos 21,23). Ebenso war es zur Zeit der Römer die schändlichste Todesart. Wieder kann man darauf hinweisen, dass die Kreuzigung eigentlich nur Mörder, Terroristen und Aufständische traf und alle römischen Bürger normalerweise nicht gekreuzigt werden durften – es war einfach eine zu schändliche Todesart. Deshalb fand sie auch außerhalb der Stadt, auf dem Hügel Golgatha statt…

Jesus wurde schon vor und dann bei der Kreuzigung von den Soldaten und teilnehmenden Menschen verhöhnt und verspottet. „Bist du der Juden König, so hilf dir selber!“ (Lk 23,37) oder „einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“ (Lk 23,39).

Oder nach dem Bericht von Markus: 31 Desgleichen verspotteten ihn auch die Hohenpriester untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen.
32 Ist er der Christus, der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz, damit wir sehen und glauben. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auch.
(Mk 16,31-32)

Wie konnte es auch anders sein. Nach menschlichen Gesichtspunkten hatte Jesus vollkommen versagt.

Das Kreuz bedeutet das völlige Scheitern Jesu. Sie müssen sich das einmal vorstellen: da tritt einer auf, der sich von Gott gesandt weiß, mit einer Botschaft an ganz Israel. Und er findet Anklang. Viele laufen ihm nach, nicht wenige glauben an ihn. Aber das Blatt wendet sich. Die Massen bleiben aus, seine Botschaft wird von den meisten abgelehnt. Die Gegner schmieden Pläne, ihn umzubringen. Er wird verhaftet, weil einer seiner engsten Freunde ihn verrät. Seine Jünger fliehen. Die jüdische Obrigkeit verurteilt ihn zum Tod, die Römer peitschen ihn aus und schlagen ihn ans Kreuz.

Doch das war „nur“ die körperliche Seite. Es wird berichtet, dass unter dem Kreuz seine Gegner standen, und er in seiner Qual noch ihren Spott anhören musste. Er schaute auf sein Lebenswerk zurück: Seine Botschaft abgelehnt, seine Jünger geflohen, er selbst als Verbrecher verurteilt und vor der ganzen Welt bloßgestellt. – Und Gott, den er seinen Vater nannte, der ihn gesandt hatte, griff nicht ein, ließ ihn hier elend sterben. (Schnupperkus Glauben)

Dieser schändliche Tod passt nicht in das Bild der Menschen von Gott und seiner Siegesgeschichte. Kein Wunder, dass die Menschen diese Botschaft ablehnten und es bis heute tun.

1Kor 1,23: wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit;

Die Verehrung eines Gekreuzigten hat dem Christentum bereits in der Antike Unverständnis und Spott eingebracht. Der heidnische Philosoph Celsus aus dem 2. Jahrhundert tat die Nachricht vom leeren Grab als Frauengeschwätz ab, und die erste bildliche Darstellung des Gekreuzigten ist ein römisches Graffiti aus dem 2/3. Jahrhundert, das einen gekreuzigten Esel darstellt, versehen mit der Unterschrift: „Alexamenos betet seinen Gott an“.

Mohammed konnte die christliche Lehre nicht akzeptieren, weil der Sohn Gottes nicht gekreuzigt werden konnte…

Auch Friedrich Nietzsche verspottete das Christentum als eine Religion der Schwäche, die einen Loser und Verlierer, bzw. seine Ohnmacht und Leiden verherrliche.

Ist uns (als Christen) bewusst, was für einen schändlichen Tod Jesus starb? Diese Seite des Todes sollten wir nicht zu schnell ausblenden…

Detaillierter Bericht über die Kreuzigung III

Quelle: „Der Fall Jesus“ von Lee Strobel, Projektion J Verlag

Die feudale Einrichtung passte überhaupt nicht zu unserem Gesprächsthema. Wir saßen an einem milden Frühlingsabend im Wohnzimmer von Metherells komfortablem kalifornischem Haus, vom Meer wehte eine frische Brise durch die Fenster und wir sprachen über ein Thema von unvorstellbarer Grausamkeit: über eine Folter, die so barbarisch ist, dass sie das Bewusstsein raubt, und eine Form der Todesstrafe, die ein erbärmliches Zeugnis dafür abgibt, wie unmenschlich sich Menschen gegenüber anderen Menschen verhalten können.

Ich hatte Metherell aufgesucht, weil ich gehört hatte, dass er medizinisch und wissenschaftlich in der Lage wäre, die Kreuzigung zu erklären. Aber man hatte mir auch gesagt, dass er das Thema genauso leidenschaftslos wie genau diskutierte. Das war für mich entscheidend, weil ich die Fakten für sich sprechen lassen wollte.

Wie man es von einem Mediziner (Universität von Miami) und einem Doktor des Ingenieurwesens (Universität von Bristol/England) erwartet, spricht Metherell mit wissenschaftlicher Präzision. Er gehört zum Vorstand des American Board of Radiology und war Berater des National Heart, Lung and Blood Institute des Gesundheitsministeriums von Maryland. […] Auch sein Äußeres entspricht dem Bild, das man sich gemeinhin von einer distinguierten medizinischen Autorität macht: eine beeindruckende Gestalt mit silberfarbenem Haar und höflichem, fast schon formalem Auftreten.

Um ehrlich zu sein, fragte ich mich manchmal, was in Metherell vorging. Er sprach mit wissenschaftlicher Zurückhaltung, langsam und methodisch, und gab keinen Hinweis darauf, dass es ihn innerlich bewegte, als er die ziemlich unangenehmen Details der Hinrichtung Jesu beschrieb. Was immer in ihm vorging, was immer es ihn kostete, als Christ über das grausame Schicksal Jesu zu sprechen – er konnte es hinter der Maske der Professionalität verbergen, die er sich in Jahren wissenschaftlicher Arbeit angeeignet hatte.

Er versorgte mich einfach mit den harten Fakten – und genau deswegen war ich schließlich durch das halbe Land gereist.

Die Folter vor der Kreuzigung
Zuerst wollte ich von Metherell eine Beschreibung der Ereignisse hören, die zu Jesu Tod führten. Nach etwas Smalltalk stellte ich meinen Eistee ab, setzte mich in meinen Stuhl und fragte ihn direkt: „Könnten Sie mir beschreiben, was mit Jesus passierte?“

Er räusperte sich. „Es begann nach dem letzten Abendmahl“, sagte er. „Jesus ging mit seinen Jüngern zum Ölberg, und zwar in den Garten Getsemane. Und dort, falls Sie sich erinnern, betete er die ganze Nacht. In dieser Nacht wartete er auf das, was am folgenden Tag geschehen würde. Da er wusste, dass Schweres auf ihn zukam, war es natürlich dass er großem psychischen Stress ausgesetzt war.“

Ich hob meine Hand, um ihn zu unterbrechen. „Genau hier eröffnet sich Skeptikern ein breites Angriffsfeld. Die Evangelien berichten uns, dass er anfing, Blut zu schwitzen. Ist diese Beschreibung nicht einfach das Produkt Detaillierter Bericht über die Kreuzigung III weiterlesen