„Wie können wir sonntags einen Obdachlosen anbeten und ihn montags abweisen?“ S. 54
„Eines Tages bekamen wir einen Karton mit Spenden von einer der wohlhabenderen Gemeinden in der Nähe unseres Colleges. Auf der Pappe stand mit dickem Filzstift: „Für die Obdachlosen.“ Aufgeregt machte ich ihn auf – und durfte feststellen, dass er bis obenhin mit Popcorn für die Mikrowelle voll war. Zuerst hätte ich am liebsten gelacht. Wir hatten fast keinen Strom, geschweige denn eine Mikrowelle, und Popcorn stand nicht ganz oben auf meiner Liste der notwendigsten Dinge. Dann war mir eher zum Weinen zumute, weil die Kirche sich so weit weg von den Armen entfernt hat. In derselben Woche brachte eine andere Gruppe Spenden bei St. Ed vorbei – die Mafia. Die Medien stürzten sich natürlich auf die Geschichte. Die Mafia kam vorbei und schenkte jedem Kind ein Fahhrad, jeder Familie einen Truthahn und der Organisation Tausende von Dollars.“ S. 61
„Ich hatte von den Leprakranken gelernt, dass Lepra eine Krankheit der Gefühllosigkeit ist. Die Ansteckung lässt die Haut gefühllos werden, die Nerven spüren nichts mehr. Man stellte die Krankheit sogar fest, indem man mit einer Feder über die Haut strich. Wenn der Betroffene das nicht spürte, dann hatte man die Krankheit bei ihm festgestellt. Um das zu behandeln, schälten wir das vernarbte Gewebe so lange ab, bis der Erkrankte wieder etwas spürte. Als ich aus Kalkutta abreiste, hatte ich das Gefühl, in ein Land von Leprakranken zu reisen, ein Land aus Menschen, die vergessen haben, wie man fühlt, lacht, weint, ein Land, das von Gefühllosigkeit geplagt ist. Würden wir es wieder lernen können, zu fühlen?“ S. 88-89