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Der obdachlose Gott [Sozialkritisches Gedicht zu Weihnachten]

https://www.youtube.com/watch?v=0oTMkzVhlQo

Hast Du schon mal nachgedacht, dich mal gefragt, was die stille Nacht eigentlich so heilig macht?
Ist irgendwas dran an dieser alten Geschichte?
Ich glaub nicht, denn
Ich steh wieder hier
Zwischen all den blinkenden Lichtern,
kurz Geschenke shoppen für lange Gesichter
das ist nicht der
Sinn — um den es ging — eigentlich —
Bei weitem nicht –

Lass uns doch zwischen Sternschnuppen und Lebkuchen,
einmal nach dem Weg suchen,
weil wir vielleicht den Wald vor lauter Weihnachtsbäumen nicht mehr sehen,
während wir vergnügt mit Glühwein oder Tee prosten.

Und vielleicht ist das jetzt seltsam und auch echt antiquiert,
doch ich glaub die Geschichte, wie sie in der Bibel steht.

Dass der Gott an den ich glaube, um dens an Weihnachten geht,
sich als Hilfloser Säugling in eine Krippe legt.

Der Erfinder der Galaxien, der Schöpfer des Alls,
liegt obdach- und mittelos in einem Stall.

Und nenn mich naiv,
aber ich glaube zutiefst,
dass das dort geschieht,
weil dieser Gott mich wahnsinnig liebt.

Und dass das Ding ist, worum es an Weihnachten geht.
Die Botschaft des Engels, als er vor den Hirten steht.

Dass Gott Mensch wird um Fehler zu tragen
Und Schuld zu bezahlen, wozu ich allein niemals im Stande war.

Und vielleicht sagst du bis hier her na und —
Aber Weihnachten ist der Geburtstag des Gottes mit Migrationshintergrund.

Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt!
Und feiern nun 2000 Jahre später seinen Geburtstag. Seinen Ehrentag!

Proklamieren, dass wir an ihn denken, während wir UNS beschenken mit Geschenken, die wir so gar nicht brauchen,
blenden mit gefüllten Enten aus, dass wir ihm eigentlich nicht glauben.

Und sorry, aber irgendwie find ich nichts von der Story,
wieder in dem was wir heute daraus machen.
Mein Gott wurde ein obdachloser Migrant!
Musste sogar fliehen aus seinem Land.
Immanuel kommt an und zwar am Rand —
der Gesellschaft — ohne Weltmacht, die zwar Geld hat,
doch sich nur um sich selber dreht, wie ein Lenkrad.

Warum sind genau diese Menschen an Weihnachten einsam, deren Stelle Jesus an Weihnachten einnahm?
Wann ging es nur noch um Einnahmen, ein paar Tage frei haben,
wenn doch Jesus selbst kam, obwohl er im Himmel daheim war.
Ist das da nicht paradox, dass genau diese Menschen vor der Tür stehen und wir lassen sie klopfen?

„Dann wird der König zu denen an seiner rechten Seite sagen: ‚Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt die neue Welt Gottes in Besitz, die er seit Erschaffung der Welt für euch als Erbe bereithält! Denn als ich hungrig war, habt ihr mir zu essen gegeben. Als ich Durst hatte, bekam ich von euch etwas zu trinken. Ich war ein Fremder bei euch, und ihr habt mich aufgenommen. Ich war nackt, ihr habt mir Kleidung gegeben. Ich war krank, und ihr habt mich besucht. Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.‘

Dann werden sie, die nach Gottes Willen gelebt haben, fragen: ‚Herr, wann bist du denn hungrig gewesen und wir haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und wir gaben dir zu trinken? Wann haben wir dir Gastfreundschaft gewährt, und wann bist du nackt gewesen und wir haben dir Kleider gebracht. Wann warst du denn krank oder im Gefängnis und wir haben dich besucht? ‚Der König wird ihnen dann antworten: ‚Das will ich euch sagen. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!'“ (Matt. 25,34-40)

Text: Marco Michalzik

Für wen ist Weihnachten?