A. Das eigentlich Besondere des Kreuzesgeschehens
Man kann viel über die Leiden und die Schande des Todes am Kreuz sagen. Aber das ist nicht das eigentliche schlimme, was an Karfreitag geschah. Viele Christen erinnern sich in der Passionszeit an die Leiden Christi, aber sie übersehen, dass es eigentlich nicht darum geht.
Wenn es darum ginge, dann würde die Bibel das viel ausführlicher beschreiben, welche Qualen Jesus erleiden musste. Aber es geht nicht zentral darum.
Außerdem wäre der Tod Jesu am Kreuz doch nichts Besonderes, wenn es lediglich um die Schmerzen ginge. Tausende wurden damals so hingerichtet. Was war der Unterschied von Jesu Kreuzigung zu den anderen?
Die Schmerzen am Kreuz waren nicht der Grund weshalb Jesus im Garten Gethsemane Angst hatte. Er hat Blut geschwitzt, ein Phänomen was man heute medizinisch erklären kann. Aber nicht wegen dem, was die Römer und Juden ihm antuen würden, sondern wegen dem, was sein eigener Vater, der Gott im Himmel, ihm antuen wird.
Gott der Vater zerschlug seinen Sohn. Sein eigener Vater wendet sich mit seinem ganzen Zorn gegen ihn: Jes 53,10: Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen.
B. Indizien für die These
Viele Dinge der Kreuzigung werden erst dadurch verständlich:
1. So gehe dieser Kelch an mir vorüber
Jesus hat im Garten Getsemane gebetet (Mt 26,39): Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!
Der Kelch steht für den Zorn Gottes! Der Zorn Gottes und das Gericht Gottes, d.h. die Strafe für die Sünden der Welt, sind die eigentlichen Schmerzen des Kreuzes.
2. Jesus wurde von Gott-Vater verlassen
Jesus schrie: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Warum lässt du mich alleine? Er wusste es, und dennoch ist es ungeheuerlich. Sein eigener Vater hatte ihn verlassen und ihm seine Gemeinschaft entzogen, weil Jesus die Sünden der Welt auf sich nahm.
Diese Trennung von Gott ist die Hölle. Die Hölle ist in erster Linie kein Ort, wo Feuer usw. ist, sondern dort, wo Gott nicht mehr ist. Jesus erfährt hier die Hölle am Kreuz.
3. Jesus wurde zum Verfluchten
Im AT heißt es: denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott (5Mos 21,23)
Ein Verfluchter ist jemand, der aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurde. Jesus wurde von Gott dem Vater verflucht! Er wurde zum Gottverfluchten.
Ich weiß nicht, ob wir das richtig begreifen können: Es ist eine perfekte Beziehung zwischen Vater und Sohn – der Vater hat keinen Grund böse zu sein, sondern im Gegenteil – er ist stolz auf seinen Sohn. Und doch zerschlägt der Vater seinen Sohn.
4. Jesu letzte Worte
Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied. (Joh 19,30).
Es ist vollbracht heißt im griechischen tetelestai und bedeutet:
- es ist etwas zu Ende / zum Ziel gebracht worden
- ein fester Ausdruck bei Quittungen im Sinne von „endgültig bezahlt“.
Jesus hat für die Sünden der Welt bezahlt. Sein Vater hat ihn die Strafe büßen lassen.
C. Jesu stellvertretender Tod
Du und ich haben aufgrund der Sünde den Tod, d.h. die ewige Trennung von Gott verdient. Das ist die Hölle. Aber Gott liebt uns so sehr, dass er stellvertretend für uns, die Strafe erleidet.
2Kor 5,21: Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.
Gal 3,13: Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns.
Das ist die Methode Gottes: Das Gericht findet dort am Kreuz auf Golgatha statt.