In der aktuellen „fest und treu“-Zeitschrift (03/2014) zitiert Andreas Fett einige bewegende Briefe aus dem Buch „Kriegsbriefe gefallener Studenten“ von Philipp Witkop. Bewegend!
„Eine wütendere Schlacht kann es nicht geben. Soldat gegen Soldat, hass- und wutenbrannte Gegner. Tagelang wird um ein und denselben Quadratmeter Landes erbittert gerungen, bis das ganze Gelände buchstäblich ein Blut- und Leichenacker ist. Ein großes Morden mit Patronen, Äxten, Handgranaten. Auf einer Strecke von 200 Metern 909 Mann Verluste, der Feind Tausende. Das blaue französische Tuch mischte sich am Boden mit dem grauen deutschen. Die Toten lagen stellenweise so hoch, dass man hinter ihnen Deckung vor Artillerie nehmen konnte. Ein Donnern, Krachen, Brüllen, Schreien, als ob die Welt untergehen sollte. Befehle mussten von Ohr zu Ohr weitergebrüllt werden. Und wenn einmal in dem Schlachtenlärm und Stöhnen der Verwundeten eine kleine Pause eintrat, hörte man hoch in der blauen Luft die Vögel jubeln und zwitschern. Der Gesang der Frühlingsvögel! Man hätte sich das Herz aus dem Leib reißen können.
Fragt mich nicht nach dem Schicksal der Verwundeten. Wer nicht auf eigenen Beinen zum Arzt laufen kann, muss elendig sterben. Manche haben Stunden, manche Tage, manche eine Woche lang gelitten, bis sie starben. Und die Kämpfenden stürmten in einem fort achtlos über sie hinweg. »Kann dir die Hand nicht geben – bleib du im ewigen Leben – mein guter Kamerad!« Wie glücklich ist dagegen jeder Hund zu preisen, der in heimatlicher Hütte verreckt. Es gibt Augenblicke, in denen es der tapferste Soldat zum Heulen satt hat. Als ich vorhin das Jubeln der Vögel hörte – ich hätte die Welt vor Widersinn und Wut zermalmen können.“
Richard Schmieder, Philosophiestudent aus Leipzig, mit 28 gefallen.
Eintragungen im Einband eines kleinen Taschen-Testamentes:
„16. Juni 1915. Lorettohöhe. Starker Angriff. Viele Verluste. Ich bin getrost. Dieses Testament ist hier im Felde mein bester Freund. Ich lese oft darin und bin froh, dass ich es habe. Lieber Vater, ich habe früher oft über deine Frömmigkeit gelacht und habe über das Sprüchelernen geseufzt. Jetzt bete ich diese Verse oft. Sie passen so gut zu meiner Situation. »Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.«“
An seinem Geburtstag:
„Heute schreibe ich weiter. Ich will es offen bekennen: Hier zwischen Gräben und Gräbern habe ich meinen Gott und Heiland gefunden. Mein Vater, wie wirst du dich freuen, wenn ich dir das erzähle! In drei Tagen geht es in die Heimat. Vierzehn Tage Urlaub!“
Gottfried W., einziger Sohn seines Vaters
Die Bibel mit diesen Eintragungen wurde dem Elternhaus zugeschickt. Der Vater hatte sie seinem Sohn zur Konfirmation geschenkt. Ein kleiner Brief lag dabei: „Gefallen am 8.7.1915. Wir haben ihn alle sehr lieb gehabt. Er war wie ein Heiliger. Diese Augen – diese Ruhe. Ich gebe dieses Buch in die Hände seines Vaters zurück.“ (Unteroffizier Werner)
Weitere Briefe kann man hier nachlesen. Ich finde sie empfehlenswert!