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Warum reduziert man Leidenschaft auf die Jugendzeit?

Warum reduziert man Leidenschaft auf die Jugendzeit

Ich habe mich schon häufiger gefragt, warum Leidenschaft auf die Jugendzeit bzw. auf die Zeit als junger Erwachsener reduziert wird.

Ich komme darauf, weil ich gerade folgendes gelesen habe:

„Eine ältere Frau hatte mich einmal gefragt, wofür mein Herz schlägt und mir aufmerksam zugehört. Zum Schluss sagte sie: ‚Das ist wirklich schön. Als ich so alt war wie du, wollte ich auch die Welt retten.‘ Ich hätte ihr am liebsten eine runtergehauen!“

Wie geht es euch damit? Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht?

Warum denken die Menschen so? Fragen, die ich mir stelle:

  • Haben manche Jugendliche und junge Erwachsene eine übertriebene Leidenschaft und Begeisterung?
  • Lässt die Leidenschaft und Begeisterung wirklich bei jedem nach, wenn man älter wird? Ist das gut? Gibt es keine Ausnahmen?
  • Verrät man dadurch nicht einfach nur, dass man selbst nichts zur Veränderung der „Welt“ beigetragen hat?
  • Ist es nicht einfach nur eine Rechtfertigung, dass man selbst nichts mehr reißen will? Man ist ja schon so alt…
  • Was raubt den Menschen die Leidenschaft und Begeisterung? Sind es die negativen Erfahrungen?
  • Wie kann man seine Leidenschaft und Begeisterung bis ins hohe Alter bewahren?

Wenn du hilfreiche Gedanken dazu hast, kannst du gern einen Kommentar hinterlassen!

Was ist unsere Passion?

Aus der Predigt „Die Parfumflasche“ von Wilhelm Busch:

„Und ich denke an die Geschichte vom Grafen Zinzendorf. Der saß einst mit ein paar Standesgenossen zusammen. Da kam das Gespräch auf ihre Leidenschaften. Man nannte das damals ‚Passionen‘. Einer erklärte: ‚Meine Passion ist die Jagt.‘ Ein anderer: ‚Meine Passion ist das Glücksspiel!‘ Der Dritte sagte lachend: ‚Meine Passion sind nur schöne Frauen.‘ Schließlich fragte man den Grafen Zinzendorf, was denn sein Herz ausfülle. Da erklärte er: ‚Meine Passion ist Er, Jesus, nur Er.'“

Alte Gleise verlassen

Gary Thomas beschreibt in der Zeitschrift „AufAtmen“ 3/2010 sechs Wege zu neuer Leidenschaft:

  1. Gott draußen entdecken: Die ganze Schöpfung zeugt von Gott – warum also nicht mal in die Natur gehen und von der Schöpfung auf den Schöpfer schließen?
  2. Formen wechseln: Geistliche Routine – z.B. unsere freien Gebete können durch vorformulierte Gebete, starre Liturgie oder das Lesen von Psalmen aufgebrochen werden.
  3. Schönheit, die spricht: „Schönheit kann uns in Gottes Gegenwart ziehen, weil sie das Herz mit einem Gefühl der Erhabenheit füllt. Geistliche Leidenschaft kann neu entfacht werden, wenn wir Schönheit in unser Leben einziehen lassen – ein Museumsbesuch, die wunderbare Musik von Händels Messias oder eben genau die Kunst oder Musik, die dich erreicht.“
  4. Die Menükarte ändern: Es ist inspirierend und den Horizont erweiternd, wenn wir herausfordernde und nicht unserer eigenen christlichen Tradition entsprechende Bücher lesen.
  5. Füße und Hände: „Unser Glaube leidet, wenn er nicht auch mit Händen und Füßen praktisch wird.“ Es ist herausfordernd und den Glauben beflügelnd, wenn man seinen Glauben mit hinaus auf die Straße nimmt und ihn dort anwendet.
  6. Es krachen lassen: Wir sollten nicht zu ernst sein, sondern feiern und uns an Gott erfreuen. „Lachen gehört zu Gottes besten Heilmitteln. Deswegen ist Feiern etwas, das unsere Leidenschaft für Gott erneuert.“

„Christsein ist keine religiöse Übung oder ein geistlicher Weg, sondern eine lebendige Beziehung, die gepflegt werden muss – und deswegen auch Abwechslung braucht. Wir dienen einem dynamischen Gott, der nicht durch statische, blutleere Routine geehrt wird. Gib Gott nicht auf, nur weil du in unerträglicher Routine steckst. Gib die Routine auf – und entdecke Gott neu.“

Für Gott brennen

Der Ausdruck ist natürlich nicht wörtlich gemeint, sondern im Sinn von „Gott hingegeben“ oder „eifrig für Gott sein“. Das Zitat von Augustinus ist ziemlich bekannt:

In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.

Ich möchte für Gott brennen und andere Menschen mit seiner Liebe anzünden!

flamme

Der junge Missionar Jim Elliot – er war erst neunundzwanzig Jahre alt, als er sein Leben bei den Aucas verlor – schrieb folgende Worte in sein Tagebuch:

1) „Der ist kein Tor, der hingibt, was er nicht behalten kann, auf dass er gewinne, was er nicht verlieren kann.“

2) „Herr, zünde an den toten Reisighaufen meines Lebens, gib, dass ich aufflamme und für Dich verbrenne. Verzehre mein Leben, Herr, denn es ist Dein. Ich trachte nicht nach einem langen Leben, sondern nach einem erfüllten, gleich Dir, Herr Jesus“

3) „Durchtränke mein Wesen mit dem Öl Deines Heiligen Geistes, auf dass ich aufflammen kann. Aber eine Flamme ist vergänglich, oft von kurzer Lebensdauer. Kannst du das ertragen, meine Seele – ein kurzes Leben? In mir wohnt der Geist jenes Großen, dessen Leben so kurz war und den der Eifer für das Haus des Herrn verzehrte. Flamme Gottes, lass mich dein Brennstoff sein.“

4) „Vater, lass mich schwach sein, auf dass ich die Kraft verliere zum Umklammern von weltlichen Dingen. Mein Leben, mein Ansehen, mein Besitz – Herr, nimm von mir die Neigung meiner Hand zum Ergreifen und Festhalten. Ach, Vater, dass doch von mir wiche das Verlangen schon nach dem bloßen Streicheln. Wie oft habe ich den festen Griff gelockert, nur um mir das zu erhalten, was ich in harmlosem Verlangen so sehr schätzte – das liebkosende Berühren. Nein, öffne vielmehr meine Hand zum Aufnehmen des Kreuzigungsnagels, Vater, wie die Hand Jesu Christi – auf dass ich, indem ich alles loslasse, selber losgelassen werde, los von allem, was mich jetzt noch bindet. Auch bei Jesus war das Sehnen und Trachten auf den Himmel gerichtet, ja, auf die Einheit mit dir, Vater, nicht auf Dinge, die man umklammert. So gib denn, Vater, dass ich loslasse.“