Im Neuen Testament gibt es zwei Berichte von Judas Iskariots Tod (Selbstmord / Suizid):
1. Matthäus 27,5:
Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Danach ging er weg und erhängte sich.
2. Apostelgeschichte 1,18:
Von dem Geld, das er für diese verwerfliche Tat bekam, kaufte er sich ein Stück Land. Dort stürzte er kopfüber zu Boden, sodass sein Leib aufplatzte und alle seine Eingeweide heraustraten.
Wie sind beide Berichte zu vereinen? Ist die Bibel widersprüchlich?
Ich habe zwei plausible Lösungen gefunden:
1. Jüdische Lösung
Fruchtenbaum schreibt in „Das Leben des Messias“ S. 100:
Nach jüdischem Gesetz war die ganze Stadt unrein, wenn zwischen der ersten Nacht des Passahs und dem ersten Tag des Passahs ein Leichnam in der Stadt war. Dann durften sie dieses Passah-Opfer nicht bringen.
Nun sahen wir bereits, wie Juden mit solchen Dingen umgehen: Wenn es ein Gesetz gibt, das ein Problem aufwirft, erfinden sie ein zweites, um das Problem wieder beheben zu können. Das zweite Gesetz sagt: Man nehme den Körper und werfe ihn über die Mauern Jerusalems, die Mauer zum Hinnomtal. Dann wäre die Stadt wieder zeremoniell rein, und man könnte mit dem Opfer fortfahren. Die Beerdigung dufte dann erst nach dem Fest vonstatten gehen.
Indem Judas sich innerhalb der Stadtmauern erhängte, hatte er die Stadt zeremoniell unrein gemacht. Und so lange sein Körper in der Stadt war, konnten sie mit dem Opfer nicht fortfahren. So warfen sie auf der Basis des zweites Gesetzes seinen Körper über die Mauer – mit dem in der Apostelgeschichte beschriebenen Resultat.
Es ist denkbar, dass dieser Brauch der Juden in Vergessenheit geriet. Ich zweifle dennoch an dieser Lösung, da es mir seltsam vorkommt, dass die Juden so mit den Leichnamen umgegangen sein sollen (einfach über die Mauer werfen). Außerdem kenne ich noch keine weiteren Belege für diese Lösung.
2. Tod durch Sturz nach dem Erhängen
Die einfachste Erklärung scheint zu sein: Judas erhängte sich selbst am Rande eines Abgrundes oder in solch einer Höhe, dass er beim Versuch sich zu Erhängen stürzte. Vielleicht riss der Strick oder der Ast brach ab. Auf jeden Fall wurde sein Körper dabei stark in Mitleidenschaft gezogen…
Diese Lösung scheint für mich Sinn zu machen, zumal schon Augustin sie vertreten hat.
Laut Craig S. Keener können die Übereinstimmungen und Abweichungen damit erklärt werden, dass beide Autoren unterschiedliche Einzelheiten betonen – eine Freiheit, die den Historikern der Antike zustand. Außerdem gibt es antike Parodien auf Selbstmordversuche, bei denen die Seile rissen.
Hier noch ein Auszug von der Antwort von Jerry McDonald an Nate (http://challenge2.wordpress.com):
“His [Nates] problem is that he expects everything to be exactly parallel in the Bible when there are two different accounts of an event. He would not demand this of any other work. He knows that two newspaper reporters covering a single event will give different information, and both be right. Why does he feel differently about the Bible? People try to hold the Bible to some special rule; if God authored the Bible, every account on every event would say exactly the same thing. Why? If the Bible was written for men, and if two different writers giving different information about an event was what people understood as right and proper, then why wouldn’t the writers of the Bible do this?“
However, the writers of the Bible only wrote what they were told to write. The Spirit told Matthew to write one thing, and he told Luke to write yet another. So what does this mean? Neither Matthew nor Luke gave the whole story.
If Nate was one reporter reporting that man X died in a fire, and reporter B reported that man X was killed by a firearm, and his body was burned, I wouldn’t be confused, but I guess I watch too much CSI and know that not all the information is given in initial reports. I would assume that Nate did not have all the information when he made his report.
Dieser Artikel gehört zur Reihe „Alles über Judas Iskariot„.