In„Gnade ist nicht nur ein Wort“ schreibt Philipp Yancey die Geschichte seines Freundes auf, der unter Obdachlosen, Prostituierten und anderen Randgruppen in Chicago arbeitet:
„Eine Prostituierte kam in einem erbärmlichen Zustand zu mir. Sie hatte keine Wohnung, war krank und außerstande, ihr zweijähriges Töchterchen durchzubringen. Unter heftigem Weinen erzählte sie mir, sie hätte ihre Tochter Männern mit abartigen sexuellen Praktiken angeboten. In einer Stunde verdiente sie durch die Prostitution ihrer Tochter mehr, als sie selber in einer Nacht anschaffen konnte. Sie müsse das tun, weil sie sonst kein Geld für Drogen hätte. Ich ertrug es kaum, diese schmutzige Geschichte anzuhören. Dazu kam noch, dass sie mich damit strafbar machte; ich bin nämlich verpflichtet, Fälle von Kindesmissbrauch zu melden. Ich hatte keine Ahnung, was ich dieser Frau sagen sollte.
Dann fragte ich sie schließlich, ob sie je daran gedacht habe, in einer Kirche um Hilfe zu bitten. Ich werde nie den Ausdruck von purem naivem Schock vergessen, der über ihr Gesicht huschte. „Kirche,“ rief sie. „Was soll ich denn da? Ich fühle mich sowieso schon schlimm genug. Da würde ich mich nur noch schlechter fühlen…“
Und Yancey fragt: Solche Frauen sind doch normalerweise Menschen, die zu Jesus flüchten und nicht vor ihm weglaufen müssten. Je klarer einem die eigene Schuld ist, desto eher sucht man Zuflucht bei Jesus. Hat die Kirche diese Anziehungskraft verloren?
Herausfordernde Geschichte. Was meint ihr – wissen die Menschen nichts von Gottes Gnade?