Schlagwort-Archive: Rechtfertigung

Es gibt nur zwei Orte für die Sünde (Zitat)

„Die Sünde hat nur zwei Orte, wo sie ist. Entweder sie ist bei dir, dass sie dir auf dem Hals liegt. Oder sie liegt auf Christus, dem Lamm Gottes. Wenn sie nun dir auf dem Rücken liegt, bist du verloren. Wenn sie aber auf Christus ruht, so bist du frei und wirst selig.

Nun greife zu, welches du willst. Dass die Sünden auf dir bleiben, das sollte wohl nach Gesetz und Recht sein, aus Gnaden aber sind sie auf Christus, das Lamm geworfen. Sonst, wenn Gott mit uns rechten wollte, so wäre es um uns geschehen.“

Zitat von Martin Luther

Die Erkenntnis die die Reformation ins Rollen brachte

Gestern war mal wieder das Reformationsfest (Reformationstag). Im GoDi habe ich an die Erkenntnis erinnert, die Luther veranlasste seine reformatorischen Schriften zu schreiben, die 95 Thesen gegen den Ablass an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg anzuschlagen, die Bibel in die deutsche Sprache zu übersetzen, sich vom Katholizismus loszusagen usw.

Da sich Luthers Arbeitszimmer, der Ort der im folgenden dargestellten Ereignisse und Entscheidungen, im Turm des schwarzen Klosters zu Wittenberg befand, nennt man diese Stunde eben das „Turmerlebnis“ und somit die eigentliche Geburtsstunde der Reformation. Über dieses Erlebnis schrieb Luther später ausführlich in der Vorrede zum ersten Band der Wittenberger Ausgabe seiner lateinischen Schriften 1545 (ein Jahr vor seinem Tod):

„Ich konnte den gerechten, den Sünder strafenden Gott nicht lieben, sondern hasste ihn; denn obwohl ich als makelloser Mönch lebte, empfand ich mich vor Gott als Sünder, fühlte mich unruhig in meinem Gewissen, wagte auch nicht zu hoffen, dass ich durch meine Bußwerke versöhnt sei.
Nicht gerade mit stummer Lästerung, sicherlich aber mit unermesslichem Murren entrüstete ich mich über Gott und sprach: Ist es denn nicht genug damit, dass elende, durch die Erbsünde in Ewigkeit verdammte Sünder durch das Gesetz der 10 Gebote mit allerlei Unheil bedrückt sind? Muss denn Gott noch durch das Evangelium ein Leid dem anderen anfügen und uns auch noch durch das Evangelium mit seiner Gerechtigkeit und seinem Zorn bedrohen?

Bis Gott sich erbarmte und ich, der ich Tag und Nacht nachgedacht hatte, den Zusammenhang der Worte begriff, nämlich: der Gerechte wird aus Glauben leben. Da fing ich an, die Gerechtigkeit Gottes zu verstehen, durch die der Gerechte als durch ein Geschenk Gottes lebt, nämlich aus Glauben heraus. Und dass dies der Sinn sei: dass durch das Evangelium Gerechtigkeit Gottes offenbart werde, nämlich eine passive, durch die Gott uns in seiner Barmherzigkeit durch Glauben rechtfertigt, wie geschrieben steht: der Gerechte soll aus Glauben leben. Hier spürte ich, dass ich völlig neu geboren sei und dass ich durch die geöffneten Pforten in das Paradies selbst eingetreten sei, und da erschien mir von nun ab die Schrift in einem ganz anderen Licht.

Ich eilte durch die Schrift hindurch, wie es mein Gedächtnis hergab, und verglich in anderen Wörtern die Analogie, dass nämlich das Werk Gottes das ist, das Gott in uns tut, die Kraft Gottes, durch die er uns mächtig macht, die Weisheit Gottes, durch die er uns weise macht, die Stärke Gottes, das Heil Gottes, die Ehre Gottes. Und so sehr ich die Vokabel Gerechtigkeit Gottes gehasst hatte, so viel mehr nun hob ich dieses süße Wort in meiner Liebe empor, so dass jene Stelle bei Paulus mir zur Pforte des Paradieses wurde.“

Die Bibelstelle, durch die Luther die Augen geöffnet wurden, ist Römer 1,17: Denn im Evangelium zeigt uns Gott seine Gerechtigkeit, eine Gerechtigkeit, zu der man durch den Glauben Zugang hat; sie kommt dem zugute, der ihm vertraut. Darum heißt es in der Schrift: »Der Gerechte wird leben, weil er glaubt.

Luthers neue Erkenntnis war die, dass die Gerechtigkeit und Vergebung der Sünde nicht durch Erfüllung des Gesetzes (eigene Vollkommenheit) erlangt wird. Sondern die Gerechtigkeit, die Gott fordert, kommt durch den Glauben an Jesus Christus! Und Glauben bedeutet nicht etwas zu leisten, sondern die eigene Hoffnung auf das setzen, was Jesus am Kreuz für uns getan hat. Glauben bedeutet das Ergreifen von Jesu vollkommener Gerechtigkeit.

Luther verstand nun was das Evangelium für eine frohe Botschaft ist. Er erkannte den Unterschied von Gesetz und Evangelium und fand dadurch wahren Frieden in Gott: Gottes Gerechtigkeit ist keine übermenschliche Forderung, sondern Gottes gnädiges Geschenk in Jesus Christus an den Menschen.

In meinen eigenen Worten:

Ich muss mich nicht mehr bemühen, um vor Gott bestehen zu können.
Ich muss mich nicht noch mehr anstrengen, damit ich akzeptabel vor Gott erscheine.
Ich werde nicht erst von Gott geliebt, wenn ich etwas tue, sondern ich bin geliebt!
Ich muss keine Vorleistung bringen.

Ich muss keine Bedingung erfüllen, um Gott zu gefallen.Durch Jesus bin ich ein geliebtes Kind Gottes.
Durch Jesus bin ich ein Heiliger und Vollkommener in Gottes Augen.
Durch Jesus BIN ich gerettet.

JESUS IST MEINE GERECHTIGKEIT!

Das Lied folgende Lied ist ziemlich alt und von der Melodie nicht gerade in. Ich möchte es euch trotzdem empfehlen mal ganz zu hören bzw. zu lesen:

YouTube Preview Image

1. Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn.

2. Drum soll auch dieses Blut allein / mein Trost und meine Hoffnung sein; ich bau im Leben und im Tod; allein auf Jesu Wunden rot.

3. Und wenn ich durch des Herrn Verdienst; noch so treu würd in seinem Dienst, gewönn den Sieg dem Bösen ab und sündigte nicht bis ins Grab,

4. so will ich, wenn ich zu ihm komm, nicht denken mehr an gut noch fromm, sondern: Da kommt ein Sünder her, der gern fürs Lösgeld selig wär.

5. Solang ich noch hienieden bin, so ist und bleibet das mein Sinn: Ich will die Gnad in Jesu Blut / bezeugen mit getrostem Mut.

6. Wird dann die Frag an mich gebracht: Was hast du in der Welt gemacht? So sprech ich: Dank sei meinem Herrn! Konnt ich was Guts tun, ich tat’s gern.

7. Und weil ich wusste, dass sein Blut die Sünd wegschwemmt mit seiner Flut / und dass man nicht muss willgen ein, ließ ich mir’s eine Freude sein.

8. Wenn nun kam eine böse Lust, so dankt ich Gott, dass ich nicht musst; ich sprach zur Lust, zum Stolz, zum Geiz: Dafür hing unser Herr am Kreuz.

9. Gelobet seist du, Jesu Christ, dass du ein Mensch geboren bist / und hast für mich und alle Welt / bezahlt ein ewig Lösegeld!

10. Dem Lamm gebühret alles gar, weil es für uns geschlachtet war; es hat die Sünde weggebracht / und uns Gott angenehm gemacht.

11. Du Ehrenkönig Jesu Christ, des Vaters einger Sohn du bist; erbarme dich der ganzen Welt / und segne, was sich zu dir hält.

(Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf 1700-1760; und Strophe 2-8: Christian Gregor 1723-1801)

Vorträge von Dr. Armin Buchholz

Ja, es war gut. Richtig gut.

Am Samstag sprach Armin zuerst über den „Glauben aus Liebe – unsere Beziehung zu Gott„. Hier führte er aus welch einen Irrglauben es im Mittelalter gab (und teilweise immer noch gibt) und zu welch einem Glauben Luther in der Heiligen Schrift fand. Wahrer Glaube beweist sich im Angesicht des Todes – sind wir bereit Gott zu begegnen? Luther verzweifelte trotz größter Anstrengungen an sich selbst. Er erkannte, dass er in seiner Sündhaftigkeit gefangen ist und deshalb nie gerecht, heilig und rein werden kann. In dieser Selbstverzweiflung fand er das Evangelium, nämlich dass Gott gerade die Sünder und nicht die vermeintlich Gerechten annimmt. Die Rechtfertigung aus Glauben wurde uns dann von Armin noch auf verschiedene andere Art und Weise in einfachen Worten erklärt!

Am Samstag Abend ging es dann um die „Liebe aus Glauben – unsere Beziehung zum Nächsten„. Dieser Teil war für mich etwas neuer und hat mich deswegen noch mehr angesprochen. Liebeswerke sind ohne den wahren Glauben selbstzentriert und damit nicht wahre Liebe. Man muss genauer hinschauen – weshalb tun wir so viel gute Dinge? Um Gott zu gefallen oder selbst besser vor Gott dazustehen? Um unsere eigene Geistlichkeit zu bestätigen? Um uns z.B. durch bestimmte Dienste über andere zu erhöhen? Lieben wir eigentlich nur zum Selbstzweck? Z.B. um geliebt zu werden? Wahre Liebe kommt aus dem Glauben, sie ist nicht auf sich selbst bezogen oder auf den eigenen Vorteil gesinnt… Wahre Liebe ist ohne Bedingung… Wahre Liebe ist verschwenderisch…

Dr. Armin Buchholz Luthervorträge

Im Gottesdienst am Sonntag hat Armin dann über das „Zu Gott kommen“ gesprochen. Der Predigttext war Lukas 18,9-14  (wie der Pharisäer und der Zöllner zu Gott kommen) und 18,15-17 (wie die Kinder zu Jesus kommen können).

Wer die Vorträge gerne nachhören möchte, kann sich die Aufzeichnungen bei mir gerne kaufen (Erlös geht an das Technikteam meiner Gemeinde).