Quelle: „Der Fall Jesus“ von Lee Strobel, Projektion J Verlag
Die feudale Einrichtung passte überhaupt nicht zu unserem Gesprächsthema. Wir saßen an einem milden Frühlingsabend im Wohnzimmer von Metherells komfortablem kalifornischem Haus, vom Meer wehte eine frische Brise durch die Fenster und wir sprachen über ein Thema von unvorstellbarer Grausamkeit: über eine Folter, die so barbarisch ist, dass sie das Bewusstsein raubt, und eine Form der Todesstrafe, die ein erbärmliches Zeugnis dafür abgibt, wie unmenschlich sich Menschen gegenüber anderen Menschen verhalten können.
Ich hatte Metherell aufgesucht, weil ich gehört hatte, dass er medizinisch und wissenschaftlich in der Lage wäre, die Kreuzigung zu erklären. Aber man hatte mir auch gesagt, dass er das Thema genauso leidenschaftslos wie genau diskutierte. Das war für mich entscheidend, weil ich die Fakten für sich sprechen lassen wollte.
Wie man es von einem Mediziner (Universität von Miami) und einem Doktor des Ingenieurwesens (Universität von Bristol/England) erwartet, spricht Metherell mit wissenschaftlicher Präzision. Er gehört zum Vorstand des American Board of Radiology und war Berater des National Heart, Lung and Blood Institute des Gesundheitsministeriums von Maryland. […] Auch sein Äußeres entspricht dem Bild, das man sich gemeinhin von einer distinguierten medizinischen Autorität macht: eine beeindruckende Gestalt mit silberfarbenem Haar und höflichem, fast schon formalem Auftreten.
Um ehrlich zu sein, fragte ich mich manchmal, was in Metherell vorging. Er sprach mit wissenschaftlicher Zurückhaltung, langsam und methodisch, und gab keinen Hinweis darauf, dass es ihn innerlich bewegte, als er die ziemlich unangenehmen Details der Hinrichtung Jesu beschrieb. Was immer in ihm vorging, was immer es ihn kostete, als Christ über das grausame Schicksal Jesu zu sprechen – er konnte es hinter der Maske der Professionalität verbergen, die er sich in Jahren wissenschaftlicher Arbeit angeeignet hatte.
Er versorgte mich einfach mit den harten Fakten – und genau deswegen war ich schließlich durch das halbe Land gereist.
Die Folter vor der Kreuzigung
Zuerst wollte ich von Metherell eine Beschreibung der Ereignisse hören, die zu Jesu Tod führten. Nach etwas Smalltalk stellte ich meinen Eistee ab, setzte mich in meinen Stuhl und fragte ihn direkt: „Könnten Sie mir beschreiben, was mit Jesus passierte?“
Er räusperte sich. „Es begann nach dem letzten Abendmahl“, sagte er. „Jesus ging mit seinen Jüngern zum Ölberg, und zwar in den Garten Getsemane. Und dort, falls Sie sich erinnern, betete er die ganze Nacht. In dieser Nacht wartete er auf das, was am folgenden Tag geschehen würde. Da er wusste, dass Schweres auf ihn zukam, war es natürlich dass er großem psychischen Stress ausgesetzt war.“
Ich hob meine Hand, um ihn zu unterbrechen. „Genau hier eröffnet sich Skeptikern ein breites Angriffsfeld. Die Evangelien berichten uns, dass er anfing, Blut zu schwitzen. Ist diese Beschreibung nicht einfach das Produkt Detaillierter Bericht über die Kreuzigung III weiterlesen