Das Böse mit Gutem beantworten. Das klingt gut. Doch wenn es zur Praxis geht, wird es schwierig.
Schwierig, nicht nur weil es eine große Überwindung kostet jemandem unverdient Gutes zu tun, sondern schwierig weil es meines Erachtens nicht unisversal, d.h. nicht immer und überall gültig ist.
Muss eine Mutter Schuldgefühle bekommen, weil sie als Christin ihr Kind bestraft? Sollte sie nicht viele mehr immer gnädig sein und beide Augen zudrücken?
Müssten Straftäter nicht nach dieser Jahreslosung begnadigt werden?
Würde die Jahreslosung universal Gültigkeit haben, würde sie im Konflikt mit dem Prinzip der Gerechtigkeit stehen.
Ich glaube die Jahreslosung will uns ein Handlungsprinzip für Menschen auf gleicher Ebene geben. D.h. wir sollen Böses mit Gutem beantworten, wenn es um unseren Nachbar, die Arbeitskollegen, die Gemeindegeschwister usw. geht.
Doch anders wird dies bei Menschen auf ungleicher Ebene: Der Übergeordnete hat Verantwortung für die Untergeordneten und damit auch das Recht sie zu leiten, bestrafen, usw. D.h. die Regierung, die Polizei, der Lehrer, die Vorgesetzten, die Eltern, die Gemeindeleitung usw. müssen häufig nach dem Prinzip der Gerechtigkeit handeln. Sie müssen erziehen und dem Bösen klare Grenzen setzen…
Ergebnis: Die Jahreslosung gilt nicht universal, sondern ihren Platz bei Beziehungen auf gleicher Ebene – das macht die Sache an sich leider nicht einfacher :-)!