Am Mittwoch habe ich beim Gebetsabend zu 2. Mose 1,15-22 gepredigt. Ein sehr interessanter & herausfordernder Bibelabschnitt:
15 Und der König von Ägypten sprach zu den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schifra hieß und die andere Pua: 16 Wenn ihr den hebräischen Frauen helft und bei der Geburt seht, daß es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist’s aber eine Tochter, so laßt sie leben. 17 Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte, sondern ließen die Kinder leben. 18 Da rief der König von Ägypten die Hebammen und sprach zu ihnen: Warum tut ihr das, daß ihr die Kinder leben laßt? 19 Die Hebammen antworteten dem Pharao: Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind kräftige Frauen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren. 20 Darum tat Gott den Hebammen Gutes. Und das Volk mehrte sich und wurde sehr stark. 21 Und weil die Hebammen Gott fürchteten, segnete er ihre Häuser. 22 Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne, die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter laßt leben.
Die Vorgeschichte müsste bekannt sein: Der Stammvater Israels „Jakob“ kam am Ende seines Lebens mit seinem ganzen Haus nach Ägypten, wo Josef der Stellvertreter des Pharaos war. Sie waren damals 70 Personen. Die Größe einer idealen Großfamilie. Josef und seine Brüder sterben irgendwann. Aber sie haben viele Kinder und ihre Nachkommen werden immer mehr. Ihre Kinder und Kindeskinder werden in Ägypten zu einem großen Volk „Israel“.
Da der König der Ägypter Angst vor den Israeliten bekam, zwang er sie zum Frondienst. Wie Sklaven müssen sie für die Ägypter arbeiten. Doch da die rigorose Sklaverei das Bevölkerungswachstum nicht aufhalten konnte (ein schwereres Leben war kein Grund auf Kinder zu verzichten), musste nachgeholfen werden. Die Jungen sollten bei der Geburt umgebracht werden…
1. Befreit von Menschenfurcht
Diese armen beiden Hebammen Schifra und Pua werden ganz schön unter Druck gesetzt. Sie hätten so einfach nachhelfen können. Komplikationen gab es bei der Geburt viele… die Geburt war immer kritisch gewesen. Mit etwas Nachhilfe durch die Hebammen könnten die Kinder abgetrieben werden. Doch Schifra und Pua – und die anderen Hebammen sind nicht vor dem Herrscher Ägyptens eingeknickt.
Sie hätten ihren Arbeitsplatz verlieren können! Oder ihr Leben. „Was wird der König nur sagen, wenn wir nicht tun was er will?“ So haben sicher auch diese beiden Frauen gedacht.
Kennen wir das? Wir sehnen uns nach Harmonie und Anerkennung. Da muss man schon zu Opfern bereit sein. Doch sind wir auch bereit Gott zu opfern?
- Auf dem Schulhof oder in der Mittagspause im Betrieb, ist es für manchen schwer sich zu Gottes Willen bzgl. einer Thematik zu bekennen und zu outen.
- Von manch einem wird gefordert zu lügen oder falsche Zahlen aufzuschreiben.
- Muss ich meine Botschaft ändern, damit andere Menschen mich nicht kritisieren oder angreifen können?
Wie sehr fürchten wir, was andere über uns sagen oder denken werden?
Ich möchte mir Schifra und Pua zum Vorbild nehmen und dafür beten, dass wir von unserer Menschenfurcht befreit werden. Schifra und Pua waren frei von Menschenfurcht oder zumindest fürchteten sie einen mehr, als den mächtigsten Menschen: den lebendigen Gott.
2. Befreit durch Gottesfurcht
Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte. Der Grund für ihren Ungehorsam war die Gottesfurcht. Das Heilmittel.
Erstens: Sie wussten was richtig und falsch ist. Sie hätten sich natürlich auch unterordnen können: „Der König wird schon wissen, was richtig und falsch ist. Wir sind nicht so belesen und klug wie er.“ Aber sie kannten Gottes Willen. Gott wollte ganz gewiss nicht, dass die neugeborenen Jungen sterben. Das war Mord. Wir müssen lernen Sünde beim Namen zu nennen: Lüge, Lästerung, Betrug, Pornographie, Ehebruch… Wo wird von uns heute erwartet, gegen Gottes Willen zu handeln?
Zweitens: Sie kannten Gott. Das kann man nicht von vielen Menschen sagen. Sie wussten wer Gott ist – deshalb fürchteten sie ihn. Gott fürchten – das heißt, Gott als Gott anzuerkennen in seiner Erhabenheit und Macht, als den Schöpfer, von dem unser Leben in jedem Augenblick abhängt, und als den Richter, vor dem nichts verborgen bleibt. In Gottes Wort heißt es:
Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. (Johannes 14,15)
Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apostelgeschichte 5,29)
Ich möchte heute dafür beten, dass wir wieder lernen Gott zu fürchten und zu lieben. Dass wir ihn erkennen und seinen Willen lernen – auch wenn er sich gegen unsere Neigungen und Begierden richtet.
3. Befreit zum Leiden
Diese Begebenheit hatte noch lange keine Happy End.Die ganze Bevölkerung wurde nun zum Mord an den Israeliten aufgerufen. Die Arbeit der Hebammen wurde zerstört. Viele Jungen sind ermordet worden.
Häufig bedeutet mit Gott unterwegs zu sein, auch zu leiden. Das wollen wir vielleicht am allerwenigsten.Sind wir bereit, um die Folgen / die Konsequenzen zu tragen, die manchmal damit einhergehen?
- Spott und Gelächter von Arbeitskollegen und Studienkollegen
- Offene Ablehnung oder sogar Hass
- Kündigung
- Gefängnisstrafen
In Ägypten ist eine Familie wegen ihres Übertritts vom Islam zum Christentum zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Wären auch wir bereit dazu? Paulus schreibt:
Und alle, die fromm = gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden. (2Tim 3,12)
Und Jesus hat selbst gesagt:
Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum haßt euch die Welt. 20 Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; (Johannes 15,19-20)
Beten wir dafür, dass wir Gott treu bleiben, auch wenn wir darunter leiden müssen..
Zusammenfassung
Wir können lernen und dafür beten, dass Gott uns von Menschenfurcht befreit. Ich glaube wir haben es heute mehr denn je nötig von unserer Harmonie- und Anerkennungssucht zu befreien. Indem wir Menschen nicht mehr fürchten, befreit Gott uns zum Ungehorsam. Wir werden frei von falschen Erwartungen – von falschem Gehorsam.
Wir können lernen und dafür beten, dass Gott uns wieder mehr Gottesfurcht schenkt. Erstens durch Erkenntnis seines Willens und zweitens durch Erkenntnis seiner Person. Wir werden zum Ungehorsam gegenüber Menschen befreit, wenn wir Gott mehr fürchten, als eben diese.
Wir können lernen und dafür beten, dass Gott uns Leidensbereitschaft schenkt. Egal welche Konsequenzen der Ungehorsam gegenüber Menschen hat, es lohnt sich Gott gehorsam zu sein!
Hallo Viktor!
Besten Dank für die tolle Predigt. Die kurze Auslegung wie auch die praktische Anwendung finde ich sehr gut. Allerdings verstehe ich nicht, wie die Überschrift mit den Kernaussagen zusammen passt.
Die Predigt zur Jahreslosung finde ich auch sehr hilfreich!
Gerne hätte ich auch weitere Predigten.
MfG,
Abraham
Danke Abraham!
Ich habe die Zusammenfassung nun etwas erweitert, so dass der Zusammenhang klar werden sollte 😉
Die Predigt hat mir auch sehr gut gefallen. Weiter so!!!! Danke!
Mit den beiden Damen hab ich mal ein Interview gemacht 😉 http://geteilt.wordpress.com/2012/10/31/nicht-mit-uns-gegen-das-leben-interview/
Hallo Viktor,
die Überschrift zur Predigt war so ungewohnt für mich… doch jetzt verstehe ich im Zusammenhang die Aussage.
Die Zitate zur Allianz finde ich sehr aussagekräftig und anregend zur Stellungnahme.
LG,
Abraham