Es ist doch mal spannend das wichtigste Gebot in den verschiedenen Weltreligionen herauszuarbeiten und gegenüber zu stellen. Ich bin zwar kein Fachmann hinsichtlich anderer Religionen, aber das wichtigste Gebot in einer Weltreligion sollte ja schnell zu finden sein. Judentum, Islam, Antike Religionen, Stammesreligionen, Hinduismus, Jainismus, Buddhismus, Sikhismus und Zoroastrismus sollen im Laufe der Zeit auf ihr wichtigstes Gebot hin untersucht werden.
Heute fange ich mal mit dem Judentum an, da der jüdische Glaube meines Erachtens die älteste Religion der Menschheit ist (auch wenn das Judentum heute ganz anders ist, als bei den ersten Generationen der Menschheit).
Das erste Gebot
Das wichtigste Gebot im Judentum ist wohl das erste der Zehn Gebote:
2 Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. 3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. 4 Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: 5 Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, 6 aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten. (2. Mose 20,2-6)
Dieses Gebot wird noch einige Male wiederholt (3Mos 26 / 5Mos 6,5ff / Hos 13,4 usw.). Es bildet das Fundament der Gottesbeziehung und aller weiteren Gebote.
Das Schma Jisrael
Im Laufe der Zeit hat sich ein zentrales Glaubensbekenntnis im Judentum entwickelt: Das Schma Jisrael (שְׁמַע יִשְׂרָאֵל ; kurz: Schma; hebr. für „Höre !“). Der Text wird in Hebräisch zweimal täglich (nach dem Aufstehen & vor dem Niederlegen) gebetet. Es besteht aus 5Mos 6,4, einem Satz aus der Mischna (mJoma 6,2) sowie 5Mos 6,5–9, 11,13–21 und 4Mos 15,37–41:
Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einzig. Gepriesen sei Gottes ruhmreiche Herrschaft immer und ewig! Darum sollst du den Ewigen, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Kindern erzählen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. Du sollst sie als Zeichen um dein Handgelenk binden. Sie sollen als Merkzeichen auf deiner Stirn sein. Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Tore schreiben.
In der Stille: Und wenn ihr auf meine Gebote hört, auf die ich euch heute verpflichte, wenn ihr also den Ewigen, euren Gott, liebt und ihm mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dient, dann gebe ich eurem Land seinen Regen zur rechten Zeit, den Frühregen im Herbst und den Spätregen im Frühjahr, und du kannst Korn, Most und Öl ernten; dann gebe ich deinem Vieh sein Gras auf dem Feld und du kannst essen und satt werden. Aber nehmt euch in Acht! Lasst euer Herz nicht verführt werden, weicht nicht vom Weg ab, dient nicht anderen Göttern und werft euch nicht vor ihnen nieder! Sonst wird der Zorn des Ewigen gegen euch entbrennen; er wird den Himmel zuschließen, es wird kein Regen fallen, der Acker wird keinen Ertrag bringen und ihr werdet unverzüglich aus dem prächtigen Land getilgt sein, das der Ewige euch geben will. Diese meine Worte sollt ihr auf euer Herz und auf eure Seele schreiben. Ihr sollt sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf eurer Stirn werden. Ihr sollt sie eure Kinder lehren und ihnen davon erzählen, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst. Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Tore schreiben. Damit ihr und eure Kinder lange in dem Land lebt, dass der Ewige euren Vorfahren geschworen hat zu geben; so zahlreich sollen eure Tage darin sein wie die Tage, die sich der Himmel über der Erde wölbt.
Der Ewige sprach zu Mose: Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen, sie sollen sich Quasten an die Enden ihrer Gewänder nähen, von Generation zu Generation. An den Quasten sollen sie einen blauen Faden anbringen. Es sollen Merkquasten für euch sein: Wenn ihr sie seht, dann sollt ihr euch an alle Gebote des Ewigen erinnern und sie tun. Ihr sollt eurem Herzen und euren Augen nicht nachgeben, wenn sie euch zur Untreue verleiten wollen. Durch sie erinnert ihr euch an alle meine Gebote und werdet sie beachten und so eurem Gott heilig sein. Ich bin der Ewige, euer Gott; ich habe euch aus Ägypten herausgeführt, um für euch Gott zu sein; Ich, der Ewige, bin euer Gott.
Mir fällt sofort auf, dass große Teile des Schma Jisrael sich um die äußerlichen Ausdrücke des Glaubens drehen (Quasten, Stirnbänder etc.). Dadurch ist wohl schnell die Gefahr des Werkglaubens, der Selbstgerechtigkeit und Scheinfrömmigkeit gegeben…
Zusammenfassung
Das wichtigste Gebot im Judentum ist wohl nicht weiter verwunderlich. Man hätte es sich schon denken können. Das erste Gebot fordert das gläubige Volk auf Gott GOTT sein zu lassen, d.h. nur ihn zu verehren und nach seinem Willen zu leben. Es ist quasi die Forderung zur Kapitulation der Selbstbestimmung und Verbot der Verehrung anderer Götter (bzw. eines falschen Wertesystems). Wer hätte das gedacht?
Das wichtigste im Judentum, ist, nach Martin Buber, immer das, womit sich der Jude gerade beschäftigt. In Arbeit, Gebet oder Hobby, spr. Müßiggang.
Habe nicht nach Geboten gefragt, sondern allein, nach dem Wichtigstem!!!