Ist Gott nicht ungerecht, wenn Kinder krank werden und sterben?

Es gibt zahlreiche berührende Familiendramen. Kinder werden krank geboren oder im zarten Alter schwer krank. Ist Gott nicht ungerecht, wenn Kinder krank werden und sterben? Sie können doch nichts dafür!

Die Frage nach den Ursachen von Krankheiten  kann häufig schnell beantwortet werden. Es ist oft nachvollziehbar, wie es dazu kommen konnte. Doch schwieriger ist die Frage nach der Gerechtigkeit: Warum werden Kinder oder auch Gläubige überhaupt krank?

0. Der Frage nicht aus dem Weg gehen

Mir ist zunächst wichtig, dass wir als Christen diesen schwierigen Fragen nicht aus dem Weg gehen. Wir können schnell bestimmte Floskeln verwenden, die den Menschen nicht weiterhelfen. „Gottes Wege sind nicht unsere Wege…“ – „Es dient alles zu unserem Besten…“ Die Antworten sind richtig, aber beantworten die Frage nicht.

Wir können vielleicht nicht alle Fragen so beantworten, wie die Menschen es erwarten, aber wir können sagen, dass Gott uns in seinem Wort, der Bibel alle Antworten gegeben hat, die wir Menschen brauchen!

Wie wäre es die Bibel mit dieser Frage zu lesen? Wie wäre es Gott mit dieser Frage in den Ohren zu liegen? Ich glaube, dass viele Menschen, die so sind wie ich, die Bibel oft ohne persönliche Fragen und Anliegen lesen. Wir erwarten häufig nicht, dass Gott uns durch sein Wort antwortet. Doch Gott ist gut und hat uns vieles offenbart, was uns auf der Seele liegt!

Hier ist mein bescheidener Versuch biblische Antworten auf die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes zu geben.

1. Es gibt keine individuelle Gerechtigkeit in diesem Leben

Wenn wir Gottes Wort aufmerksam lesen, stellen wir bald fest, dass es keine wirkliche Gerechtigkeit in dieser Welt gegeben hat und auch nicht geben wird. „Unschuldige“ leiden und sterben und „Schuldige“ haben ein angenehmes Leben bis zum Ende…

Während meines vergänglichen Lebens voll vergeblicher Mühe habe ich beobachtet: Es gibt Menschen, die nach Gottes Geboten leben und trotzdem elend umkommen; aber andere, die Unrecht tun und sich um Gott nicht kümmern, genießen ihr Leben bis ins hohe Alter.

Prediger 7,15 (Gute Nachricht Bibel)

Wenn wir von Gott erwarten, dass er es auf dieser Welt gerecht zugehen lassen soll, dann werden wir enttäuscht. Unbewusst gibt es diese Erwartung bei sehr vielen Menschen!

In Gottes Wort gibt es häufig einen Tun-Ergehen-Zusammenhang. Wenn du nach Gottes Geboten lebst, wirst du gesegnet und wenn nicht, dann nicht (auffallend häufig im AT und selten im NT)! Z.B. wird uns ein langes Leben versprochen, wenn wir unsere Eltern ehren (2. Mose 20,12). Diese Kausalitäten sind Grundsätze, die häufig eintreffen. Deshalb sollen wir uns an sie halten. Aber es gibt eben auch Ausnahmen.

Es ist eine große Versuchung nur auf das irdische Leben zu achten:

Ich aber wäre fast gestrauchelt, nur wenig fehlte noch, und meine Füße wären ausgeglitten. Denn ich beneidete die Überheblichen; es machte mir zu schaffen, als ich sah, wie gut es den Gottlosen geht. Bis zu ihrem Tod leiden sie keine Qualen, und wohlgenährt ist ihr Bauch. (…)
 
Und dabei sagen sie auch noch: »Wie sollte Gott von unserem Tun etwas wissen? Er, der Höchste, bekommt doch gar nichts mit!« Ja, sie verachten Gott, haben aber keine Sorgen und häufen auch noch Reichtum an! Ach – so habe ich wohl ganz umsonst mein Herz und meine Hände frei von Schuld gehalten! Ich werde ja doch den ganzen Tag vom Unglück geplagt, jeder Morgen ist bereits eine Strafe für mich!
So dachte ich nach, um all dies zu begreifen, doch es war zu schwer für mich  – so lange, bis ich endlich in Gottes Heiligtum ging. Dort begriff ich, welches Ende auf jene Menschen wartet…

Psalm 73,2-4 + 11-17 (Neue Genfer Übersetzung)

Für den großen Tag des Gerichts Gottes wird uns häufig Gerechtigkeit versprochen! Gott wird absolute Gerechtigkeit schaffen! Aber nicht in diesem Leben. Leider werden unschuldige Kinder krank und sterben an den Folgen der Sünde in dieser Welt.

2. Es gibt eine gerechte kollektive Auswirkung von Sünde

Wir haben in dem Artikel „Warum werden wir Menschen krank“ biblisch festgestellt, dass die Sünde des Menschen letztlich die verantwortliche Ursache für alle Krankheiten in dieser Welt ist!

Das bedeutet nicht, dass wir selbst schlimm gesündigt haben müssen, wenn wir krank werden. Es bedeutet, dass wir aufgrund des gefallenen Zustands – der gewissen „Gottesferne“, in der wir nun als ganze Menschheit sind, Schmerzen haben, krank werden und schließlich sterben müssen.

Die Sünde Einzelner hat Auswirkungen auf viele andere Menschen, die überhaupt nichts dafür können! Es gibt in unserem Leben nicht nur individuelle Tun-Ergehen-Zusammenhänge, sondern auch kollektive.

  • Warum müssen wir heute leiden, weil Adam und Eva gesündigt haben? Warum verfluchte Gott die ganze Menschheit?
  • Wieso wurde Achans ganze Familie getötet, obwohl nur er gesündigt hat?
  • Warum wurden ganze Völker ausgerottet?

Ein Teil der Antwort ist die kollektive Auswirkung von Sünde auf uns untereinander! Das ist auch heute so. Kinder leiden an ihren Eltern. Wir leiden an unserer Gesellschaft. Die Gemeinde leidet an bestimmten Gemeindemitgliedern…

Warum hat die Sünde des Einzelnen gravierende Folgen für die ganze Gemeinschaft und häufig auch auf die Nachkommen? Ist das gerecht?

Die Antwort ist kurz: Ja! Wir sitzen in vielerlei Hinsicht gemeinsam in einem Boot. Es sind Gesetzmäßigkeiten, die uns so mitgegeben sind! Es ist Gottes Schöpfungsordnung!

In Gottes letztem Gericht werden wir nicht für die Sünde unserer Väter gerade stehen müssen. Gott wird die Kinder nicht für die Sünde ihrer Vorfahren richten (Hesekiel 18). Aber in diesem Leben gibt es einen enormen Einfluss unserer Mitmenschen auf uns und wir auf sie!

3. Es gibt eine gerechte kollektive Auswirkung von Gnade

Gott seid Dank gibt es nicht nur eine gerechte kollektive Auswirkung von Sünde, sondern auch von Gnade!

  • Warum rettet Gott Noahs ganze Familie? Sie waren nicht gerecht – nur Noah fand Gnade bei Gott.
  • Wieso werden alle Nachkommen Abrahams gesegnet? Sie können doch nichts dafür, dass Abraham glaubte!
  • Warum rettet Gott häufig ganze Familien, wenn einer zum Glauben kommt (vgl. Apg 16,31)?

Diese Gesetzmäßigkeit ist unsere einzige Hoffnung! Wenn wir merken, dass wir uns selbst nicht retten können, bleibt uns nur die Möglichkeit von außen Rettung zu erhalten. Wenn wir merken, dass wir niemals Gottes Ansprüchen genügen können, brauchen wir jemanden, der das für uns tut! Gnade ist nichts anderes als fremde Gerechtigkeit, die Gott uns schenkt! Das Leben, Sterben und die Auferstehung von Jesus können deshalb enormen Einfluss auf unser Leben haben!

Dabei ist allerdings zu beachten, dass Adams Verfehlung und die Gnade, die uns in Christus geschenkt ist, nicht zu vergleichen sind. Denn wenn die Verfehlung eines Einzigen den Tod über die ganze Menschheit brachte, wird das durch Gottes Gnade weit mehr als aufgewogen – so reich ist die ganze Menschheit durch die Gnade eines einzigen Menschen, Jesus Christus, beschenkt worden.

Genauso, wie durch den Ungehorsam eines Einzigen alle zu Sündern wurden, werden durch den Gehorsam eines Einzigen alle zu Gerechten.

Römer 5,15+19 (Neue Genfer Übersetzung)

Der Tod kam durch einen Menschen in die Welt; entsprechend kommt es nun auch durch einen Menschen zur Auferstehung der Toten.

(

Wir leiden an den kollektiven Folgen der Sünde. Wir leben aber auch aufgrund den kollektiven Folgen der Gnade Gottes in Jesus! Halleluja!

2 Gedanken zu „Ist Gott nicht ungerecht, wenn Kinder krank werden und sterben?“

  1. „Wir leiden an den kollektiven Folgen der Sünde. Wir leben aber auch aufgrund den kollektiven Folgen der Gnade Gottes in Jesus! Halleluja!“

    Das klingt ein wenig, als könnten wir uns darauf verlassen, dass alle Menschen gerettet werden, nur weil ein paar Leute in dieser Welt gläubig sind. Doch das widerspricht doch unzähligen anderen Stellen der Bibel:

    „Er (Jesus) kam in sein Eigentum, aber sein eigenes Volk wollte nichts von ihm wissen. Doch allen, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“ — Joh 1,11-12

    Hier steht nicht „allen“, sondern „allen, die ihn aufnahmen“.

    „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. Wer dem Sohn aber nicht vertrauen will, wird das ewige Leben nie zu sehen bekommen, denn Gottes Zorn wird auf ihm bleiben.“ — Joh 3,36

    Hier finden wir es noch deutlicher.

    Was die Familien betrifft („Warum rettet Gott häufig ganze Familien, wenn einer zum Glauben kommt“), denkst du nicht, dass damit gemeint ist, dass auch die Familienmitglieder zum Glauben fanden? Dass sie sich quasi von der Begeisterung eines Familienoberhauptes haben anstecken lassen? Dass die einzelne Person dafür gesorgt hat, dass sich der Glaube auch in der Familie ausbreitet?

    Doch es widerspricht meiner Ansicht nach den obigen Versen, wenn bloß durch den Glauben eines Familienmitgliedes alle anderen automatisch gerettet werden.

    (Kinder sind hier noch ein eigenes Thema. Ohne darauf jetzt näher eingehen zu wollen, bin ich davon überzeugt, dass sie gerettet werden. Jedoch unabhängig davon, ob ihre Eltern gläubig sind.)

    1. Danke dir für die Klarstellung.

      Natürlich wollte ich damit nicht die individuelle Verantwortung ausschließen.

      Aber meine individuellen Ansichten, Handlungen etc werden stark kollektiv geprägt…

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