Ich möchte hier ein paar Abschnitte aus einem sehr ernüchternden und erhellenden Vortrag namens „Das Christentum und die Schweigespirale“ von Peter Gerdsen zitieren:
„Wenn in einer Demokratie vor der Parlamentswahl eine Minderheit eine überzeugende Siegeserwartung zur Schau stellt, dann entsteht der Eindruck, als handle es sich um eine Mehrheit. Alle, die von den Ansichten der Minderheit überzeugt sind, haben nun das Gefühl, daß das, was sie denken, von allen gebilligt wird. Daher äußern sie laut und voller Selbstvertrauen ihre Ansichten und diejenigen, welche die Ansichten der Minderheit nicht teilen, verfallen in Schweigen.
Aber dies Schweigen führt gerade dazu, daß die Mehrheit schwächer und die Minderheit stärker erscheint. Bei diesem Schweigespirale genannten Prozeß handelt es sich um einen Kippvorgang. Dabei geht es um einen zeitlich ablaufenden Vorgang, der irgendwann durch eine bestimmte Ursache ausgelöst wird. Zu einem Kippvorgang kommt es dann dadurch, daß von einem bestimmten Zeitpunkt an eine Eigendynamik entsteht, auf Grund derer der Vorgang sich weiterentwickelt, auch wenn die auslösende Ursache nicht mehr vorhanden ist. Wodurch wird nun die Schweigespirale in Gang gehalten? Welches ist dabei die treibende Kraft?
Offenbar ist es das Bemühen, das anscheinend die meisten Menschen miteinander teilen, sich nicht zu isolieren. Die tief sitzende Isolationsfurcht verleitet die Menschen dazu, sich in ihren Meinungen der Gruppe anzuschließen, die ihre Ansichten am lautesten und überzeugendsten vertritt.
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In seinem vielzitierten Werk ›Über die Demokratie in Amerika‹ schildert er den Niedergang der französischen Kirche in der Mitte des 18. Jahrhunderts und zeigt, wie die Religionsverachtung damals unter den Franzosen eine allgemeine und herrschende Leidenschaft wurde. Eine wesentliche Ursache sieht er im »Stummwerden« der französischen Kirche.
»Leute, die noch am alten Glauben festhielten, fürchteten die einzigen zu sein, die ihm treu blieben, und da sie die Absonderung mehr als den Irrtum fürchteten, so gesellten sie sich zu der Menge, ohne wie diese zu denken. Was nur die Ansicht eines Teiles der Nation noch war, schien auf solche Weise die Meinung aller zu sein und dünkte eben deshalb diejenigen unwiderstehlich, die ihr diesen trügerischen Anschein gaben.«
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Neben der Dynamik der Schweigespirale sind es besonders die Medien, die den Prozeß der Entchristlichung vorantreiben, indem sie durch ihre überwiegend antichristlichen Veröffentlichungen vorgeben, was über die allgemeinen Dinge gedacht wird.
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Wenn man darauf verweist, daß die ›Political Correctness‹ ein Mittel zur Ausübung und Kontrolle von Macht unter dem Deckmantel der Moral ist, dann ist das nur die eine Seite einer Medaille. Bei der anderen Seite geht es um die Etablierung einer neuen Moral; das Wertgefüge der Kultur soll verändert werden. Auf diesen Aspekt hat besonders die Belgische Philosophie-Professorin Marguerite Peeters in ihrem Aufsatz „Von der Political Correctness zur neuen Ethik“ hingewiesen. Zu den Kernwerten des neuen Wertgefüges, an dem sich Kultur und Politik bereits ausrichten, gehören Begriffe wie ›Inklusion‹ in der Bedeutung der Zugehörigkeit von Minderheiten, ›Gleichstellung‹, ›Frauenrechte‹, ›Umweltschutz‹, ›Solidarität‹, ›Transparenz‹, ›Nichtdiskriminierung‹, und ›Toleranz‹. Im Gegenzug erhalten Begriffe wie ›Autorität‹, ›Wahrheit‹, ›Nächstenliebe‹, ›Sünde‹, ›Gut und Böse‹, ›Tradition‹, ›Familie‹, ›Keuschheit‹, ›Ewigkeit‹, ›Schöpfung‹, ›Mutterschaft‹, ›Vaterschaft‹, ›Ehemann‹, ›Ehefrau‹ eine negative Bedeutung. Diese Worte verschwinden langsam aus den politischen und kulturellen Debatten; sie zu gebrauchen gilt als ›politisch inkorrekt‹, als ›gegen den Strom‹. Die neue erzwungene Orthodoxie bringt diese Begriffe in Verbindung mit ›Fundamentalismus‹, ›Radikalismus‹, ›Intoleranz‹ und ›Diskriminierung‹.
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Und sie verabsolutiert vor allem die Begriffe ›Freiheit‹ und ›Gleichheit‹ und löst diese von ihrer natürlichen Bindung an das Gesetz, das jedem Menschen ins Herz geschrieben ist. Freiheit wird zu einem Prozeß der Befreiung von diesem Gesetz. Freiheit wird zu einem Recht, tun und lassen zu können, was man will, selbst wenn es gegen das eigene Gewissen ist und gegen das, was dieses als wahr und gut erkannt hat. Gleichheit wird wird zu einem Prozeß der ›Dekonstruktion‹ aller Unterschiede, die doch in die Lebenswirklichkeit hineingeschrieben sind.
Am Besten liest man sich den ganzen Vortrag hier durch. Zum Schluss werden auch Schritte gegen diesen Prozess beschrieben.