Warum ist die Erwählungslehre so umstritten? (Serie zum Thema Erwählung Teil 2)

In der englischsprachige Welt gab und gibt es ein große Auseinandersetzungen zum Thema Erwählungslehre. In Deutschland streitet man lieber über andere Themen wie z.B. die Taufe. Aber auch in Deutschland ist das Thema Erwählung natürlich nicht unumstritten (vielleicht ignoriert man es nur etwas mehr?). Ich habe hier und da eine schriftliche Auseinandersetzung (in Büchern und im Internet) mit dem Thema gesehen und weiß von Gemeinden die mit dem Thema ringen.

Warum ist die Erwählungslehre so umstritten?

Warum ist die Erwählungslehre so umstritten? Warum tun sich so viele Menschen schwer damit? Warum gibt es keine größere Einheit in dieser Lehrfrage? Es gibt verschiedene Antworten dazu, die wir bei dem Thema beherzigen sollten!

1. Gottes Wege sind zu hoch für uns

… nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. (Prediger 3,11)

Es ist notwendigerweise so, dass man Gottes Wege mit uns Menschen häufig nicht nachvollziehen kann. Wir haben zwar viel Offenbarung über Gottes Wege mit uns – aber letztlich wird uns auch offenbart, dass wir bezüglich Gottes Wegen mit uns nicht alles verstehen und ergründen können. Unsere Aufgabe ist nicht das Erklärenkönnen, sondern das Vertrauen!

Ich habe zeitweise auch in der Illusion gelebt, dass man durch das Studieren der Bibel alles erklären und nachvollziehen könnte. Doch bei dem Thema Erwählung und vielen anderen (z.B. Dreieinigkeit) stoßen wir an Denkgrenzen, weil zwei oder mehr Wahrheiten sich für uns nicht gleichzeitig denken lassen.

Als eifriger Christ will man aus Sorge um die erkannte Wahrheit A die Wahrheit B nicht gelten lassen. Einem anderen wahrheitsliebenden Christ ist die Wahrheit B wichtig geworden und so spielt er sie gegen Wahrheit B aus… Wenn dann noch Wahrheit C ins Spiel kommt, dann wird es noch schwieriger 😉

O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! (Römer 11,33)

2. Die Krone anderer biblischer Lehren

Die Erwählungslehre basiert nicht nur auf Wahrheit A und B, sondern auf vielen verschiedenen grundlegenden Wahrheiten, die uns durch Gottes Wort offenbart wurden. Leider ist man sich dessen meistens nicht bewusst und kennt die eine oder andere Lehre gar nicht oder nur oberflächlich.

Hier sind ein paar Fundamente der Erwählungslehre:

  • Gottes Souveränität
  • Gottes Allwirksamkeit
  • Gottes Gnade und Gerechtigkeit
  • Gottes Heilsplan
  • Die menschliche Verdorbenheit

„Ein Mensch soll erst einmal die Grundschule des Glaubens und der Buße besuchen, bevor er sich auf die Universität der Erwählung und Vorherbestimmung begibt.“ George Whitefield

Daneben gibt es ja noch viele Berührungspunkte:

  • zur Lehre von der Rettung des Menschen,
  • von der Verantwortung des Menschen,
  • zum Thema Heilsgewissheit
  • und zum Thema Mission.

Deshalb ist die Erwählungslehre auch ein gutes Korrektiv (etwas, was dazu dienen kann, Fehlhaltungen, Mängel o.Ä. zu erkennen bzw. auszugleichen) für andere Lehren.

3. Der menschliche Stolz

Der Verstand lässt keine Gründe gelten, wofür das Herz nicht bereit ist. Da unser Herz aber unaufhörlich danach strebt, sich selbst zu behaupten, wird es die Erwählungslehre ungern akzeptieren.

Die Erwählung stellt das reformatorische Prinzip sola gratia = „allein aus Gnade“ deutlich heraus. Wir müssen und können nichts zu unserer Rettung beitragen, weil Jesus das Werk vollkommen vollbracht hat… Das kann doch nicht sein, oder? Menschen versuchen durch verschiedene Argumente gegen die Erwählungslehre einen gewissen Beitrag des Menschen zu retten…

Sicher gibt es auch noch weitere Gründe (wie z.B. Unkenntnis der Heiligen Schrift), warum die Erwählung so umstritten ist. Mir ist bei der Beschäftigung mit dem Thema wichtig geworden, dass wir Demut und Weisheit zum richtigen Umgang mit dem Thema brauchen! Man sollte nicht nur einseitige Lektüre zum Thema lesen und vor allem Gottes Wort selbst sprechen lassen.

Zum ersten Teil der Artikelreihe Erwählung geht es hier lang: Sollten wir über die Erwählungslehre sprechen?

2 Gedanken zu „Warum ist die Erwählungslehre so umstritten? (Serie zum Thema Erwählung Teil 2)“

  1. Bin echt gespannt, wie du die vollständige (konsequent zuende gedachte) Prädestinationslehre handhaben wirst.

    Freue mich schon auf den Austausch darüber 🙂

    Ich persönlich habe „tulip“ als Ganzes für mich persönlich wieder verworfen (nach Jahren). Einzelne Aspekte sind aber biblisch korrekt in meinen Augen.. Aber dazu mehr, wenn du deine Serie beendet hast.

    Gott segne dich für deine Arbeit!
    Dankeschön

  2. Wir müssen akzeptieren, dass die ErwählungsLehre, eine Lehre von Menschen ist. Sie steht nicht in der Bibel, sondern ist eine Deutung von Menschen. Und zwar von solchen Menschen, die völlig verderbt sind, wie man es so meint.
    Die Erwählungslehre ist ungerecht und beschreibt deshalb auch Gott als ungerechten Gott. Dafür müssen sich die Verkündiger dieser Lehre vor Gott einmal verantworten.
    Und die Behauptung, dass die Erwählungslehre deswegen gerecht wäre, weil Gott gerecht ist, ist ein unzulässiges Argument!
    Wer eine Lehre vertritt, muss deren Gerechtigkeit belegen, aber nicht Gott vorschieben.

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