Ich habe mich schon häufiger gefragt, warum Leidenschaft auf die Jugendzeit bzw. auf die Zeit als junger Erwachsener reduziert wird.
Ich komme darauf, weil ich gerade folgendes gelesen habe:
„Eine ältere Frau hatte mich einmal gefragt, wofür mein Herz schlägt und mir aufmerksam zugehört. Zum Schluss sagte sie: ‚Das ist wirklich schön. Als ich so alt war wie du, wollte ich auch die Welt retten.‘ Ich hätte ihr am liebsten eine runtergehauen!“
Wie geht es euch damit? Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht?
Warum denken die Menschen so? Fragen, die ich mir stelle:
- Haben manche Jugendliche und junge Erwachsene eine übertriebene Leidenschaft und Begeisterung?
- Lässt die Leidenschaft und Begeisterung wirklich bei jedem nach, wenn man älter wird? Ist das gut? Gibt es keine Ausnahmen?
- Verrät man dadurch nicht einfach nur, dass man selbst nichts zur Veränderung der „Welt“ beigetragen hat?
- Ist es nicht einfach nur eine Rechtfertigung, dass man selbst nichts mehr reißen will? Man ist ja schon so alt…
- Was raubt den Menschen die Leidenschaft und Begeisterung? Sind es die negativen Erfahrungen?
- Wie kann man seine Leidenschaft und Begeisterung bis ins hohe Alter bewahren?
Wenn du hilfreiche Gedanken dazu hast, kannst du gern einen Kommentar hinterlassen!
Ich teile Deine Fragen. Allerdings denke ich, dass es nicht die negativen Erfahrungen sind, die die Leidenschaft abtöten, sondern die Gleichgültigkeit, die sich einschleicht. Diese kommt zum Beispiel durch starken Medienkonsum, weil sich die Seele durch einen Panzer der Gleichgültigkeit vor der ständigen emotionalen Reizüberflutung schützt. Dass eine Leidenschaft übertrieben sein kann, bestreite ich und setze dagegen, dass sie einfach auf die richtigen Dinge gesetzt werden soll.
Danke dir für deine Antwort! Ich stimme dir zu, dass sich bei vielen Menschen Gleichgültigkeit einschleicht.
Aber meines Erachtens sind es auch die negativen Erfahrungen, die junge Menschen zurückschrecken lassen. Entweder sie werden zu Recht oder zu Unrecht kritisiert (das passiert ständig) und dann ziehen sich die Menschen zurück. Das heißt, dass sie oft schlecht mit negativen Erfahrungen umgehen können – und nicht gut darauf reagieren…
Jein….ich bin sicher nicht mehr so leicht zu begeistern, nicht mehr so naiv…..ich weiß mehr über die Welt, die Menschen und mich selber, über Enttäuschungen und Versagen und Schwachheit und darüber, dass einem bei langem Laufen die Puste ausgeht. Aber JESUS begeistert mich je länger, je mehr und die Leidenschaft für sein Wort und seine Gemeinde nimmt immer mehr zu! Das liegt allerdings nicht an mir. Dass meine Begeisterung für ihn kein „Strohfeuer“ ist, liegt nicht an meinem Stroh, sondern an seinem Feuer 🙂
Hallo Ruth, danke für die Antwort. Eine Frage: Warum ist denn Leidenschaft (automatisch) mit Naivität gleichzusetzen? Zur ganzen Fragestellung noch eine Ergänzung: Ich denke, dass Leidenschaft etwas ist, wofür man kämpfen, arbeiten, sich anstrengen muss. Sie kommt nicht automatisch und bleibt nicht automatisch, sondern kostet Kraft und Einsatz.
Leidenschaft vielleicht nicht, aber Begeisterung lässt einen oft alle Bedenken, Einwände und Warnungen beiseite schieben. Das kann schon mal gut sein, es kann aber auch fürchterlich in die Hosen gehen und zu Ernüchterung führen. Ich denke, für wirklich „Begeisterungswürdiges“ überwindet man das dann auch wieder – vieles andere bleibt auf der Strecke, und das ist auch gut so. Ich zumindest war sehr naiv als junger Mensch und habe auch nicht gerne auf die aus meiner Sicht verknöcherten und unbeweglichen Älteren gehört.
Weil beides ins Negative kippen kann, sowohl die naive Begeisterungsfähigkeit und Übereifer als auch das zu bedachtsame Vorgehen aufgrund negativer Erfahrung, müssen Jung und Alt in einer Atmosphäre von Vertrauen und Respekt aufeinander hören und miteinander reden und sich gegenseitig ermutigen.